Für einen guten Job heute braucht es meist nicht zwingend ein Smartphone. Werden jedoch solche Gehirnimplantate dereinst Standard, dürfte man ohne in vielen Teilen der Arbeitswelt keine Chance mehr haben.
Das denke ich auch. Allerdings wird sich angesichts der grossen Fortschritte in der künstlichen Intelligenz die Arbeitswelt bis dahin ganz generell stark verändern. Deshalb ist es schwierig, mit unserem heutigen Wissen zu beurteilen, wie das Leben in 20 oder 30 Jahren aussehen könnte. Ich finde, wir sollten eher auf die Chancen fokussieren, die eine solche Entwicklung bringt. Die neue Technologie wird zudem von Generation zu Generation akzeptierter werden: Eine globale Studie zeigte kürzlich, dass 70 Prozent der befragten Teenager ein Implantat möchten, falls das ihre digitale Erfahrung im Leben steigert. Sie sehen sich eben auch als digitale Wesen. Unsere Söhne, zwei und vier Jahre alt, halten ihre Hände genauso an die Haustür wie wir, wenn sie nach Hause kommen – und wundern sich, warum bei ihnen nichts passiert.
Sie nehmen das Nichtvorhandensein eines Implantats bereits als Defizit wahr?
So ist es. Wenn die mit der Uni fertig sind, wird unsere Welt technologisch eine ganz andere sein, und sie werden dabei aufgeschlossen mitmachen.
Gibts denn für Sie eine moralisch-ethische Grenze in Richtung Cyborg? Etwas, das Ihnen zu weit gehen würde?
Klar, zum Beispiel wenn Menschen per Upgrade in Killermaschinen verwandelt würden – man kennt das ja aus diversen Filmen. Ansonsten kann ich mir im Moment nichts Problematisches daran vorstellen. Ich bin überzeugt, dass die positiven Auswirkungen für die Menschheit überwiegen werden.
Viele sind bei Ihrer Skepsis vermutlich auch von Science-Fiction-Geschichten beeinflusst: «Robocop», die Borg von «Star Trek» – gibts auch positive Zukunftsfantasien über Cyborgs?
Absolut. Denken Sie an Luke Skywalker aus «Star Wars». Der hat eine künstliche Hand, nachdem er seine echte im Duell mit dem Cyborg Darth Vader verloren hat. Dann gibts «Inspector Gadget», einen Polizisten aus einer Zeichentrickserie, der seine Fälle mithilfe diverser körpereigener Instrumente löst. Ebenfalls Held einer Serie ist der «Six Million Dollar Man», dem nach einem Flugzeugabsturz verletzte Körperteile durch bionische ersetzt wurden und der dadurch enorme Kräfte hat. Generell haben Implantate im medizinischen Bereich natürlich enormes Potenzial, aber das ist nicht mein Gebiet.