Rahel Maurer war der langwierigste Exorzismus-Fall, den der Heilsarmeeoffizier Beat Schulthess je hatte. In ihr befand sich eine Vielzahl von Dämonen, die einzeln bekämpft werden mussten. Davon jedenfalls sind die Betroffene und ihr Befreier überzeugt.
Rahel Maurer hatte eine schwierige Kindheit und Jugend. Sie war vier Jahre alt, als sie erstmals sexuell missbraucht wurde – der Missbrauch geschah ausserhalb der Familie und dauerte über Jahre. Als Teenager kämpfte sie mit Depressionen, berauschte sich an Alkohol und anderen Drogen, war in psychiatrischer Behandlung, einige Zeit sogar stationär, nahm diverse Medikamente, bekam eine IV-Teilrente und war suizidgefährdet.
Und dann war da noch diese Gestalt, die in ihrer Kindheit nachts auftauchte. «Das waren nicht einfach nur Albträume», sagt Maurer (39) heute. «Am nächsten Tag habe ich die schmerzenden Stellen am Rücken gespürt, wo sie mich angefasst hatte. Das ging so weit, dass ich richtig Angst vor der Nacht bekam und vor dem Schlafengehen eine Art Ritual entwickelte, um mich zu beruhigen, damit ich überhaupt ins Bett gehen konnte.» Die Gestalt sah «sehr dämonisch» aus, sagt Maurer – sie genauer zu beschreiben, bringt sie auch heute nicht über sich, es geht ihr zu nah.
Vieles versucht, nichts hat geholfen
Rahel Maurer ist in einer freikirchlichen Familie in Uster ZH aufgewachsen. Schon mit 20 heiratete sie ihren sechs Jahre älteren Mann Jürg, der ebenfalls freikirchlich engagiert war und versuchte, ihr bei ihren mannigfaltigen Problemen eine Stütze zu sein. «Wir haben alles versucht, aber nichts hat geholfen», erzählt er. Bis Rahel Maurers Schwester sie auf Beat Schulthess aufmerksam machte. Der Heilsarmeeoffizier machte seine Befreiungsdienste damals noch in Zürich, also ging das Ehepaar Maurer, das zu der Zeit in Winterthur ZH und später in Brugg AG lebte, zu ihm in den Gottesdienst und sprach ihn an.
Es war der Beginn einer jahrelangen Dämonenaustreibung, die Schulthess und seine Frau Monika durch ihre Intensität immer wieder an ihre Grenzen brachte. «Weil die Manifestationen derart massiv waren, war mir rasch klar, dass es sich nicht nur tatsächlich um einen Fall für mich handelt, sondern um eine sehr starke Dämonisierung», erzählt der Heilsarmeeoffizier. «Rahel hat uns während der Lossagegebete wüst beschimpft und verflucht, in ganz verschiedenen, unnatürlichen Stimmlagen; sie hat ein tonnenschweres Podium aus Eichenholz durch den Raum geworfen; sie wurde in wilden Verrenkungen durch den Raum geschleudert; einmal hat sie ein Glas zerbissen. Verletzungen, die bei all dem entstanden, verschwanden jeweils sofort wieder. Es kam vor, dass das ganze Haus gezittert hat. Und einmal ist sogar ein richtiger Skorpion durch den Raum gerannt, hier, im Zürcher Oberland.»
Ein ganzes Team am Werk
Was die Ehepaare Schulthess und Maurer berichten, klingt wie direkt aus einem Horrorfilm entsprungen. «Ich weiss, wie sich das anhört», sagt Schulthess, «aber wir haben das erlebt, bis zu 15 Leute haben das erlebt.» Wie viele Dämonen es waren, die in Rahel Maurer wüteten, können sie heute nicht mehr genau beziffern. «Oft kann man mit Lossagegebeten alle Dämonen auf einen Schlag entfernen», sagt Schulthess. «Aber das war bei ihr nicht der Fall, warum wissen wir nicht. Wir mussten wirklich jeden einzeln bekämpfen, deshalb hat der ganze Prozess so lange gedauert.» Und dafür holte sich das Ehepaar auch Hilfe, regelmässig war ein ganzes Team am Werk, darum gibt es so viele Zeugen für die Manifestationen.
Einige der Dämonen hätten sich sogar identifiziert, sagt Schulthess. «Das Problem ist: Dämonen lügen; man kann also nie sicher sein, mit wem man es zu tun hat.» Einer jedoch nannte sich «Blutstrank», und als er ausgetrieben war, hörte Rahel Maurer sofort auf, Rotwein zu trinken. «Ich hatte damals ein grosses Alkoholproblem, und es war immer nur Rotwein, nie etwas anderes», erzählt sie. «Auch einige andere Dinge, etwa dass ich mich selbst geschnitten habe, hörten von einem Tag auf den anderen auf, nachdem der dafür verantwortliche Dämon weg war.»
Mehr als nur Schauergeschichten aus Horrorfilmen
Bei einer weiteren Befreiung verliess sie schliesslich ein Dämon, der sich selbst als den letzten in ihr bezeichnete. Danach sei tatsächlich Ruhe gewesen. Der Heilungs- und Verarbeitungsprozess, der auch psychologisch begleitet wurde, ging jedoch noch einige Zeit weiter. Heute fühlt sich Rahel Maurer nun wirklich befreit. «Ich bin ein ganz neuer Mensch, und das verdanken wir Jesus Christus sowie Beat und Monika Schulthess. Sie waren immer für uns da, auch mitten in der Nacht, wenn ich von finsteren Mächten gequält wurde und es mir besonders schlecht ging.» Seit 2010 leben sie und ihr Mann mit ihren inzwischen vier Kindern in Matamata in Neuseeland und sind dort als Missionare in der Presbyterian Church tätig.
Es ist das erste Mal, dass Rahel Maurer ihre Geschichte den Medien erzählt, und die Erinnerung an all das fällt ihr nicht immer leicht. «Aber mir ist wichtig, dass die Leute realisieren: Das gibt es wirklich. Das sind nicht einfach nur Schauergeschichten aus Horrorfilmen. Ich bin überzeugt, dass viele Menschen solche Belastungen haben und erfolglos alles Mögliche versucht haben. Sie sollen wissen, dass ein Befreiungsdienst ihnen helfen kann.»
Beat Schulthess glaubt, dass der sexuelle Missbrauch sowie okkulte Praktiken in Rahel Maurers Jugend die Einfallstore für all diese Dämonen geöffnet haben. Maurer selbst ist überzeugt, dass diese Tore «mithilfe von Jesus Christus nun fest verschlossen sind». Und wenn ihre eigenen Kinder sich mal vor der Dunkelheit oder irgendwelchen Gestalten fürchten, dann wird gebetet, bis sie sich beruhigt haben. Bei den Maurers haben Dämonen keine Chance mehr.