Was man aus einem kaputten Regenschirm Tolles machen kann, zeigt Leserin Verena Meier.
Text Verena Meier
Fotos Verena Meier
Datum
Kaputte Schirme findet man immer wieder. Sie liegen am Strassenrand, stecken in Abfalleimern oder werden sonst irgendwo «vergessen». Bei windigem und regnerischem Wetter verbiegt sich das leichte Gestänge, und ein Schirm, der seinen Dienst versagt, nützt nichts mehr, also weg damit!
HALT! In den allermeisten Fällen ist der Stoff noch ganz! Daraus lässt sich gut eine Einkaufstasche mit Etui machen. Sie lässt sich ganz klein zusammenlegen und in der Handtasche verstauen. So hat man immer eine Tasche für den Einkauf nach Feierabend dabei und kann auf den Plastikbeutel bei der Kasse verzichten
Um eine Tasche aus einem Regenschirm zu nähen, brauchts Folgendes:
einen kaputten Regenschirm (mind. 80 cm Durchmesser)
passenden Faden
die üblichen Nähutensilien inkl. Nähmaschine
Arbeitsschritt: Den Stoff vom Gestell trennen
Arbeitsschritte
Den Stoff vom Gestell trennen: Das geht am besten mit einem «Trennerli», damit kann man den Faden gut auffassen, durchtrennen, und der Stoff bleibt unversehrt!
Beim Entfernen der Spitze vorsichtig mit einer Ahle oder Ähnlichem den Metallring lockern, ist je nach Schirmmodell manchmal etwas mühsam, aber es geht schon. Das kleine Bändchen, das den Schirm zusammengehalten hat, auch abtrennen, ebenso den härteren Teil des Klettverschlusses vom Bändchen abtrennen, aber behalten, denn wir brauchen es später wieder.
Den Schirmstoff bei 40 Grad waschen, das Gestänge beim Alteisenhändler entsorgen – ausser «Hardcore-Recycler», die sägen den Griff ab. Damit könnte man noch eine originelle Garderobe machen, indem man die gebogenen Griffe von ein paar Schirmen als Hacken an einem Brett befestigt und dieses an die Wand hängt. Hab schon mal so was im Netz gesehen und fands noch originell, aber gemacht hab ichs noch nie. Das überlasse ich deiner Fantasie und deinem handwerklichen Geschick.
Arbeitsschritt: Zuschneiden
Zuschneiden: Den Stoff rechts auf rechts (so, dass die Nähte aussen sichtbar sind) zu einem Halbkreis zusammenlegen. So vor sich hinlegen, dass das Loch der Schirmspitze unten ist, und oben in der Mitte sollte eine gerade Kante sein. Aus dem Mittelteil gibts die Tasche, aus dem linken Seitenteil die Henkel und aus dem rechten Seitenteil das Etui mit Klappe.
Den Stoff vor dem Zuschneiden mit ein paar Stecknadeln Naht-auf-Naht zusammenstecken, damit nichts verrutscht. Beim vorliegenden Modell ist die obere, gerade Kante 40 cm breit. Unten von der Mitte aus je 20 cm nach rechts und nach links markieren, den oberen Punkt mit einer geraden Linie mit dem unteren verbinden – das ergibt die Seiten der Tasche. Stecknadeln auf der inneren Seite der Schnittlinie stecken, so verrutscht nichts, und man kann nach dem Schneiden sogleich an die Nähmaschine. Die untere Kante mit einem Lineal gerade zeichnen, auch auf der Taschenseite stecken; diese Kante schneide ich erst nach dem Nähen ab.
Nähen der Tasche: Die Seitennähte und den Boden etwa füsschenbreit zusammennähen. Die untere Kante mit dem Schirmloch auf 1 cm zurückschneiden. Nun alle drei Nähte mit Zickzack- oder sonst einem Overlock-Stich versäubern. Die unteren Ecken quer ausstreichen, Boden- und Seitennaht im rechten Winkel aufeinanderstecken, mit einem Geodreieck, dessen Mittellinie auf der Naht liegt, beidseitig ca. 7 cm abmessen und markieren. Ich achte darauf, dass ich die Ecke der früheren Schirmnaht, von der Seitennaht aus gesehen, abtrenne. Der markierten Linie nach nähen, dann die Ecke abschneiden und versäubern. Alle Nähte auf die gleiche Seite bügeln und flachsteppen. Die obere Taschenkante 4 cm gegen innen umbügeln.
Arbeitsschritt: Nähen und anheften der Henkel
Nähen und anheften der Henkel: Die beiden zugeschnittenen Streifen wie Schrägbänder zusammennähen, sodass ein langer Stoffstreifen entsteht. Die Naht auseinanderbügeln. Den Streifen in der Mitte falten und schmalkantig rechts-auf-rechts aufeinandersteppen. Oben und unten offenlassen. Mithilfe einer dicken Stricknadel wenden. So flachbügeln, dass die Naht in der hinteren Mitte ist. An beiden Seiten schmalkantig absteppen. Beim Nähen den Stoff etwas dehnen. Nicht verzweifeln, wenn der Streifen nicht gerade wird und verzogen ist, das liegt an der Form des Schirms, der wurde ja auch nicht gerade genäht, sondern gebogen. Die Enden des fertigen Streifens gerade schneiden und in der Mitte durchschneiden, sodass wir nun zwei gleich lange Henkel haben. Wer sie lieber etwas kürzer hat, kann sich das Zusammensetzen ersparen und einfach den längeren Streifen an den kürzeren anpassen.
Die Enden der Henkel, im gleichen Abstand von der Mitte der Tasche her, unter den Saum schieben und feststecken. Den Saum rundherum an der Bruchkante schmalkantig absteppen. Die Henkel um den Saum nach oben legen und jeden Ansatz viereckig und kreuzweise steppen. Das untere Ende des Saums lose lassen.
Nähen des Etuis: Ich nähe das Etui doppelt und verstürze es. So sind die Nähte innen und aussen unsichtbar, und man kann es wenden. Das Viereck, das für das Etui vorgesehen ist, möglichst gerade und im rechten Winkel zuschneiden. Damit zwei Täschchen entstehen, die untere Bruchkante durchschneiden. Die Seitennähte schliessen.
Für die Klappe das vorgesehene Dreieck gleichschenklig schneiden (auch bei doppelter Stofflage), die untere Kante sollte gleich breit sein wie die obere Kante des Täschchens, und die Spitze sollte den vorderen Teil des Täschchens bedecken. Das Dreieck zusammenstecken und das Verschlussbändchen (jetzt brauchen wir es!) zwischen die Stofflagen in die obere Spitze platzieren und feststecken. Die Seitennähte schliessen, dabei die obere Ecke in der Breite des Bändchens gerade und hin und zurück nähen. Die Nahtzugabe in der oberen Ecke (beim Bändchen) etwas zurückschneiden und das Teil wenden. Die Nähte gut ausstreichen, feststecken und schmalkantig absteppen.
Arbeitsschritt: Täschchen und Klappe separat nähen
Täschchen und Klappe separat nähen: Die Klappe an die obere Kante eines der Täschchen stecken und annähen. Das Täschchen wenden, die Nähte sind innen, die Klappe gegen unten legen. Das andere Täschchen darüberstülpen, jetzt die Öffnung des Täschchens, mit der Klappe auf der einen Seite dazwischen, Naht auf Naht zusammenstecken. Auf der Seite ohne Klappe 5 cm nicht nähen (ganz wichtig!), dies ist die Öffnung zum Wenden des Etuis.
Achtung: Öffnung des Etuis nicht zunähen.
Arbeitsschritt: Täschchen wenden
Den ganzen Stoff durch die Wendeöffnung herausziehen, Täschchen in Täschchen, die Ecken gut hinausstossen, die Klappe hoch. Die Nähkante an der Taschenöffnung inklusive des Wendelochs angleichen, stecken und rundum schmalkantig steppen. Die Klappe mit dem Bändchen ums Etui legen und bestimmen, wo genau der harte Teil des Klettverschlusses hinkommt. Er sollte auf jeden Fall auf der Klappe angenäht werden.
Täschchen wenden, obere Kante und Öffnung absteppen.
Arbeitsschritt: Etui zwischen die Henkel nähen
Etui zwischen die Henkel nähen: Jetzt wird das Etui an der Kante, die ohne Klappe ist, zwischen zwei Henkel an den losen Saum genäht (Tasche nicht mitfassen).
Zum Versorgen die Tasche wie auf dem Foto hinlegen, die Seiten in die Mitte legen, von unten nach oben legen, die Tasche ins Etui versenken und mit dem Bändel rundum verschiessen.
Fertig ist die praktische Falttasche! Ich habe immer eine in der Handtasche, und manchmal verschenke ich eine an eine gute Freundin.