Treffen mit der Kooperative
Heute treffen sich der 45-jährige Mexikaner und der 51-jährige Schweizer erneut. Graf macht eine Stippvisite während der Ernte. Gerade öffnet sich der Schlagbaum für Trucks, die ihre Früchte aus einem Umkreis von 50 Kilometern zur Fabrik fahren. Aus den Lastwagen steigen Männer, die eher schweigsam, aber immer zu einem freundlichen Lächeln bereit sind. Manche hinterlassen in dem Buch, in dem ihre Ladung registriert wird, statt einer Unterschrift einen Daumenabdruck – sie sind Analphabeten. 1200 dieser Bauern sind Mitglieder der Kooperative Union de Ejidos. Ihre Familien bestellen die Felder, meist ohne Fremdarbeiter. Heute steht die Zusammenkunft an, für die der Bina-Mann den weiten Weg aus der Ostschweiz gemacht hat. Im zwanglosen Gespräch mit dem Verwaltungsrat, der aus gewählten Vertretern der Farmer besteht, muss sich zeigen, ob die Partnerschaft im kommenden Jahr weiterbesteht. Die Bina gibt ihr langfristiges Versprechen ab. Die Delegierten unterhalten sich in der Maya-Sprache Mayathan, die ausserhalb ihrer sozialen Gruppe kaum jemand versteht. Von der Schweiz haben sie eine vage Vorstellung: «Es soll ein schönes Land sein mit Menschen, denen die Umweltverträglichkeit wichtig ist. Sie wollen Qualitätsprodukte », lässt sich der Vorsitzende übersetzen. Die Farmer lächeln bei der Erkenntnis: «Es gibt dort auch Bauern!» Das ist eine Gemeinsamkeit, auf der sich aufbauen lässt. Die Verwaltungsräte nicken. In den Regalen der Migros wird es also für ein weiteres Jahr pinken Grapefruitsaft geben. Ein hundertprozentig transparenter Prozess erlaubt die Rückverfolgbarkeit des Safts von den genossenschaftlichen Filialen bis zu den Plantagen auf Yucatán, ja sogar bis hin zum einzelnen Pflanzer. Einer von ihnen ist Leonardo Pacho. Seine Familie besitzt den Boden, den sie in der Nähe von Oxkutzcab der Wildnis abtrotzte, seit 90 Jahren.