Sie sehen die Erfolge des Rechtspopulismus als Chance für ein progressives, offenes Europa – das müssen Sie erklären.
Als Zukunftsforscher beobachten wir Trends und Gegentrends. Derzeit erleben wir eine Gegenbewegung zum Megatrend der Globalisierung: Nationalismus, Abschottungssehnsüchte, Rechtspopulismus als Reaktion der Globalisierungsverlierer und deren, die fürchten, bald zu ihnen zu gehören. Sie haben Trump ins Amt gebracht, den Brexit entschieden und beflügeln in fast ganz Europa die rechtspopulistischen Parteien. Das grosse Projekt der liberalen Demokratie und der globalen Wirtschaftswelt scheint plötzlich ins Schleudern zu geraten.
Scheint, aber wird nicht?
Die Frage ist, wie wir mit dieser Herausforderung umgehen. In Europa wird die liberale Demokratie nach wie vor von einer grossen Mehrheit gestützt. Diese jedoch ist verunsichert und fragt sich, wie Politik und Wirtschaft auf die Nationalisten und Abschotter reagieren sollen. Bislang war die Antwort: ignorieren oder imitieren. Die einen haben versucht, die populistische Gefahr nicht zur Kenntnis zu nehmen nach dem Motto «das geht bald wieder vorbei». Andere, auch linke Parteien, sind einen Überbietungswettbewerb eingegangen, wollen nun auch die Grenzen schliessen und Sozialleistungen nur noch an Einheimische zahlen. Viel zu wenige hingegen setzen sich mit den Ursachen für die plötzliche Attraktivität der Rechtspopulisten auseinander. Genau das aber müssen wir tun.