Manchmal schreibe ich, bis mir die Hand einschläft», erzählt Bettina Aebi (29). Doch um keinen Preis würde die Bernerin das Briefeschreiben aufgeben: «Ständig schreiben wir Mails oder SMS. Aber das Handgeschriebene braucht Zeit und Hingabe.» In ihrem Alltag als Anwältin ist die Korrespondenz eher sachlicher Natur: «Umso schöner ist es, privat Dinge zu schreiben, die von Herzen kommen.» Als Kind hat Aebi immer geduldig auf die Post gewartet. Findet sie heute unter Werbung und Rechnungen im Briefkasten einen Brief, sei das immer eine schöne Überraschung: «Dieses schöne Gefühl möchte ich auch anderen bereiten.»
Für Nora Zukker (34) ist es «eine Ansage, einen Brief zu schreiben». «Man setzt sich hin, gibt sich Mühe, schickt ihn ab und sitzt dann in der Erwartung da, ob und wann etwas zurückkommt.» Die Zeit des Wartens empfindet sie als aufregend: «Bei WhatsApp kommen ja manchmal bloss zwei Häkchen und nichts mehr.» Nicht alles, was Zukker schreibt, schickt sie auch ab. Sie schreibt, um Dinge zu klären – auch mit sich selbst. 2018 verlor sie bei einem Unfall einen Zeh. Sogar diesem hat sie schon Briefe gewidmet: «Ihm zu schreiben, wie es mir ohne ihn geht, ist etwas Schönes und auch Erheiterndes.»