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Migros-Kaffee

Duttis Liebe zur Bohne

In der Migros-Geschichte spielte Kaffee eine entscheidende Rolle. Firmengründer Gottlieb Duttweiler leitete in Brasilien sogar einmal eine Plantage.

Text Michael West
Fotos Illustration: illumüller.ch
Datum
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Nur wenige wissen heute noch, welche Rolle der Kaffee in Gottlieb Duttweilers Leben (1888 bis 1962) gespielt hat. Alles  begann, bevor der Migros-Gründer als Wirtschaftskapitän und Politiker den Detailhandel umpflügte, bevor seine Ideen in der Schweiz einen Modernisierungsschub auslösten.

Als junger Mann wagte Gottlieb Duttweiler in Brasilien ein Abenteuer: 1923 übernahm er die Leitung einer weitläufigen Kaffeeplantage im Bundesstaat São Paulo. Doch das Vorhaben scheiterte, weil seine Frau Adele das Klima in dem Urwaldgebiet schlecht vertrug und ihre Gesundheit darunter zu leiden begann. Dennoch erwarb Duttweiler viel Fachwissen über den Anbau von Kaffee; auch einen grossen Respekt vor der harten Arbeit der Pflanzer brachte er in die Schweiz zurück.

Doch Gottlieb Duttweiler war schon früher mit der Welt des Kaffees in Berührung gekommen, allerdings erlebte er sie damals von einer völlig anderen Seite: Während seiner Ausbildung zum Kaufmann war er ein halbes Jahr lang in Le Havre tätig und wurde dort Zeuge, welche Unsummen Zwischenhändler beim Kaffeeimport verdienten. Auf diese Erkenntnis baute er, als er 1925 seine Migros gründete: Er umging den Zwischenhandel, schlug eine Brücke zwischen Konsumenten und Produzenten und konnte so Qualitätswaren zu unschlagbar günstigen Preisen anbieten.

Die auf Anhieb erfolgreiche Migros setzte in den frühen Jahren ganz auf rollende Verkaufsläden: Umgebaute Ford-TT-Lastwagen brachten die Produkte direkt zu den Kundinnen und Kunden. Das kleine Sortiment bestand anfänglich nur aus Seife, Kokosfett, Zucker, Teigwaren, Reis und – natürlich – Kaffee. Die Auswahl an Waren wurde bald grösser, stationäre Läden kamen hinzu und gewannen mit der Zeit an Bedeutung.

Der Blick über den Hag

Und Kaffee blieb weiterhin wichtig: 1925 eröffnete die Migros in Zürich die erste eigene Rösterei. 1930 führte sie den koffeinfreien Kaffee Zaun ein – der Name war eine humorvolle Anspielung auf das teurere Konkurrenzprodukt Kaffee Hag. Ende der 40er-Jahre lancierte die Detailhändlerin dann den ersten Instantkaffee. Auch als die Migros immer grösser und komplexer wurde, nahm sich Duttweiler gerne die Zeit, Kaffeesorten selbst zu verkosten.

Und heute? Der Migros-Industriebetrieb Delica in Birsfelden BL betreibt eine der grössten Kaffeeröstereien des Landes; seine vielfältigen Produkte sind auch im Ausland beliebt. Man muss nicht im Kaffeesatz lesen, um eine Vorhersage zu wagen: Die Migros wird auch in Zukunft Kaffeegeschichte schreiben.

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