Erika Kneubühl sitzt in einem Café beim Berner Hauptbahnhof. Sie hat ein Buch dabei, das vor ihr auf dem runden Holztisch liegt. Das Stimmengewirr im Lokal ist ziemlich laut, Geschirr klappert, und ein Baby schreit. Doch wenn die 36-jährige Frau sich in den blassblauen Band vertieft, scheint sie den Lärm nicht mehr zu hören. Kein Wunder: Für sie ist es ein ganz besonderes Buch. Sie hat es selber geschrieben und darin ihr bisheriges Leben nacherzählt.
Während manche Autoren jahrelang mit einem Stoff ringen, hat Kneubühl ihr Werk in nur 17 Wochen verfasst. Möglich wurde das dank intensiver Arbeit, einem dreiwöchigen Urlaub – und dem Programm Edition Unik. Es gibt den Schreibprojekten von Privatleuten einen fixen Zeitrahmen und unterstützt sie mit einer App, die zum Beispiel Tipps gegen Schreibblockaden gibt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich auch mehrmals und erzählen einander von ihren Erfahrungen. Viele von ihnen sind Senioren, die in einem Buch auf ihr Leben zurückblicken wollen.