Behutsam entfernt Heinz Wicki die letzten Erdbrocken von dem Skelett im offenen Sarg. Ein leichter Modergeruch steigt aus der Grube, mehr nicht. Das ist manchmal auch anders. Wenn der Verstorbene im Sarg schlecht verwest ist, muss der 61-jährige Exhumator mit intensivem, scharfem Fäulnisgeruch klarkommen, während er seine Arbeit macht. «Dann trage ich stets eine Maske, damit ich diesen Gestank nicht tagelang in der Nase habe.» Und nach der Arbeit wechselt er die Kleidung umgehend, denn auch darin bleibt der Geruch hängen.
Doch die Toten auf dem Friedhof Kilchberg ZH sind unerwartet unproblematisch. Wickis Firma Tony Linder und Partner AG hat den Auftrag, die Verstorbenen auf einem Teil des Friedhofs umzubetten, weil der Boden dort nicht ideal für die Verwesung ist und einige der Gräber zudem abgelaufen sind. Bisher aber sind alle rausgeholten Toten «gut skelettiert», bestehen also nur noch aus Knochen, was den Exhumator eher überrascht hat.
An anderen Orten mit dieser Art Boden stösst er regelmässig auf Wachsleichen, Tote, die so gut konserviert sind, dass man noch problemlos ihre Gesichtszüge erkennen kann.«Manchmal sind sogar die Augen noch erhalten und schauen dich an, wenn du den Sarg öffnest.»
Obwohl Wicki inzwischen 40 Jahre Erfahrung in diesem Beruf hat, ist es auch für ihn jedes Mal wieder eine Überraschung, was ihn erwartet, wenn er einen Sargdeckel hebt. Ausser er riecht es schon vorher. Zwischen 5000 und 7000 solcher Exhumationen machen er und sein Team pro Jahr, schätzt er.