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Garten

Welcher Gartentyp sind Sie?

Auch neu im Garten? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. Gerade entdeckt die halbe Schweiz ihr Herz für die Natur. Dabei haben nicht alle die gleichen Wünsche an ihre Oase. Mit diesen Tipps finden Gourmets, Geniesser und Grüne ihr Glück.

Text Yvette Hettinger
Datum
Gartentypen_Alle

Illustrationen: Rina Jost

Baumeister(in)

Schmutzige Fingernägel und Pflaster an den Händen sind ihre Erkennungszeichen. Vor ihnen ist keine Holzpalette sicher. Im nächsten Leben möchten sie als Bob the Builder zur Welt kommen. Oder als Wühlmaus.

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  • Ihr Motto: Nach der Saat ist vor der Saat.
  • Ihr Ziel: Kein Topf bleibt trocken, kein Fleckchen Erde ungenutzt. Ist jeder Quadratzentimeter bepflanzt, geht es in die Vertikale: mit Bögen, Hängeampeln, Rankgerüsten und Wandbepflanzung.
  • Ihre Gewächse: Alles Einjährige. Erbsen und Bohnen im Frühjahr, Sonnenblumen und Zinnien im Sommer, Zwiebelsamen im Herbst. Auch für den Winter finden sie etwas, keine Frage. Ihr Gewächs der Stunde sind Dahlien. Die sind im Moment schwer angesagt, und es gibt sie in ungefähr 30 000 Sorten. Sie müssen stets im Herbst ausgegraben, im Keller überwintert und im Frühling neu gesetzt werden. Ersatzweise tun es auch Geranien, die wollen im Winter auch eingestellt und gehätschelt werden.
  • Das lassen sie bleiben: Alles, was über Jahrzehnte am gleichen Ort stehen will: Pfingst- und andere Rosen, Bäume und Sträucher.
  • Inspiration finden sie in der TV-Sendung «Querbeet» (jeden zweiten Montag, BR Fernsehen). Hier werkelt, pflanzt, sägt, sät, hämmert und topft die bayrische Frohnatur Sabrina Nitsche bei jedem Wetter und mit unverwüstlichem Optimismus. Egal, wie kümmerlich ihre Pflanzen gerade dreinschauen.
  • Lektüretipp: Gesa Sander, Julia Hoersch: «Kinder­garten», AT Verlag, 2019, Fr. 24.70 bei exlibris.ch

 

Buddler-Buddies treffen sich bei Do it + Garden im Blog: blog.doitgarden.ch. Hier gibt es ein buntes Bouquet an Heimwerker und Gärtnertipps.

Familienorientiert

Ein sonniger Tag sieht bei ihnen so aus, dass die Kinder und ihre Gspänli mit Wasserpistolen das Blumenbeet attackieren, der ­Labrador sich unter dem Spierstrauch ein kühles Plätzchen gräbt und die Eltern eine fussballfreie Ecke für den Liegestuhl suchen.

Gartentypen_04
  • Ihr Motto: Einer für alle und alle für einen.
  • Ihr Ziel: Abends müde Kinder und einen halben Quadratmeter geschütztes Refugium für den Apéro in kuscheliger Zweisamkeit. Frieden mit den etwas empfindlichen Nachbarn.
  • Genau ihr Ding: Wildbienenhotel (stundenlange Beschäftigung für Kinderaugen). Schnell wachsende Pflanzen wie Radieschen und Wildblumen für die kleinen Entdecker. Peperoni, Auberginen, Süssmais und Tomaten für die Wochenendgrilladen inklusive Insalata Caprese. Beerensträucher für kleine und grosse Naschkatzen. Rasensorten, mit Prädikaten wie «Robust», «Hunderasen» oder «Turbo».
  • Das lassen sie bleiben: Rosen mit Stacheln (zerkratzen die Arme, wenn man den Fussball rausfischt). Schwächelnder Schattenrasen. Wolfsmilchgewächse und Fingerhut (giftig und somit gefährlich für Kinder und Tiere).
  • Inspiration: Die TV-Sendung «Gardeners World» (BBC Two, sonntags, 8 Uhr). Darin präsentiert der charismatische Vorzeigegärtner Monty Don den englischen Biobilderbuchgarten schlechthin. Seine Fangemeinde (435 000 Follower) trauert im Moment mit ihm auf Instagram um den Verlust seines Golden Retrievers Nigel.
  • Lektüretipp: Wladimir Kaminer: «Mein Leben im Schrebergarten», Goldmann, 2009, Fr. 12.40 bei exlibris.ch. Noch nie kam die Spiessigkeit des Kleingartens so umwerfend charmant daher.

Familiengärtner begegnen sich im Familiengarten. Bewerben Sie sich noch heute, der Ansturm ist zurzeit gross. Verband der Familiengärten: familiengarten.ch

Faulpelz

Sie laden gern zum Tee in ihren Pavillon und schnuppern dann dekorativ an den Rosen. Ihr Markenzeichen: das schicke, aber unbrauchbare Gartengeräteset auf dem Beistelltischchen.

Gartentypen_03
  • Ihr Motto: Das wächst ja alles von alleine.
  • Ihr Ziel: Viele Pflanzen, wenig Aufwand. Genügend Budget für einen Profigärtner.
  • Genau ihr Ding: Alles, was kaum Pflege braucht und sich quasi selber vermehrt: Holunder, Wildblumenwiesen, Kartoffeln, Johannis- und Brombeeren, Schnittlauch, Salbei, Pfingstrosen, Mohn, Zucchetti. Auch der Kürbis passt gut: Macht ordentlich was her, ist aber oft innen ein wenig hohl. Es gibt auch Sorten, die nur zu Dekozwecken dienen.
  • Das lassen sie bleiben: Erdbeeren, Tomaten, Peperoni, Auberginen. Verursacht alles Arbeit und Rückenweh. Kiesbeet: Die vermeintlich saubere Lösung verfluchen sie spätestens dann, wenn sie die störenden Beikräuter zwischen den Steinen herausklauben müssen.
  • Ihre Lektüre: «Best of – Der Garten für intelligente Faule» von Österreichs Bio- und TV-Gärtner Karl Plobinger, AV-Buch, 2017, Fr. 18.30 bei exlibris.ch
  • Inspiration: TV-Sendung «Garden Rescue» (BBC One und BBC Two, auf diversen Sendeplätzen). Die Rich-Brüder und Charlie Dimmock eilen dann herbei, wenn ein Gartenareal hoffnungslos überwuchert ist, und zaubern aus dem Schlamassel wieder ein vorzeigbares Paradies.

Gleichgesinnte begegnen sich auf Instagram unter dem Hashtag #landhausgarten

Naturverbunden

Achtsam pflücken sie Schnecken vom Biosalat, bevor sie ihn ernten. Beim Anblick von Komposthaufen bekommen sie feuchte Augen. In ihrem Garten sagen sich Eidechsen und Schmetterlinge gute Nacht, planschen Spatzen im Vogelbad und schlummern Igel unter dem Totholzhaufen. Und täglich grüsst die Blindschleiche.

Gartentypen_01
  • Ihr Motto: Unkraut gibt es nicht.
  • Ihr Ziel: Gemüse, Blumen und Kräuter sollen harmonisch in Nachbarschaft und im idealen Fruchtwechsel gedeihen. Fungizide, Herbizide und chemische Dünger gehören aus den Gärten verbannt – ach was, aus der ganzen Welt!
  • Ihr Ding: Alles, was Bienen und anderen Insekten Nahrung bietet: Phacelia, Wildblumen, Beerensträucher, Obstbäume, Efeu, Krokusse. Geheimtipp: Wer den wunderschönen Schwalbenschwanz anlocken will, sät Fenchel, Wilde Möhre oder Dill. Auf diese Blüten fliegen die Schmetterlinge.
  • Das lassen sie bleiben: Schrebergarten. Dort hält man Brennnesseln für Unkraut und Forsythien für eine Bereicherung.
  • Ihr Podcast: «Chrut und Rüebli»: Im Nachhaltigkeitspodcast erfahren sie, warum sich ihr unermüdlicher Kampf um Biodiversität lohnt.
  • Ihre Inspiration: TV-Sendungen der Serie «Mission B» (Mediathek Schweizer Fernsehen). srf.ch

Ihre Bio-Buddies finden sie bei Bioterra. Im gleichnamigen Heft, in den Kursen, in den offenen Gärten. Letztere finden heuer im August statt. bioterra.ch
 

Feinschmecker(in)

Der Gazpacho kommt integral aus dem Gewächshaus, der Salat ist mit Borretschblüten dekoriert, der Fisch mit frischen Kräutern gefüllt, und zum Dessert gibts gemischte Beeren aus dem Garten.

Gartentypen_02
  • Ihr Motto: Nur ein Gemüsegarten ist ein guter Garten.
  • Ihr Ziel: Ernten, ernten ernten. Nichts wird verschwendet, kein Würzelchen, kein Spross, kein Blatt.
  • Ihr Ding: Kräuter, Obstbäume, essbare Blumen, Beeren, Gemüse. Gewächse der Stunde: Zucchetti und Gurken. Einfach in Anbau und Pflege und geeignet fürs Fermentieren (sehr hip!). Und Kürbis: Zahllose Varietäten, Köche in den Medien überschlagen sich jeden Herbst mit neuen Rezepten.
  • Das lassen sie bleiben: Alles Giftige, das sie in einer gierigen Minute für geniessbar halten könnten: Herbstzeitlose (sehen ein wenig aus wie Safran), Maiglöckchen (Blätter ähneln denjenigen des Bärlauchs), Rittersporn (nein, er wirkt trotz seines Namens nicht aphrodisisch), Wolfsmilch (auch nicht).
  • Lektüretipp: Das Kochmagazin Migusto. Wer selbst hier keine Inspiration findet, dem ist nicht mehr zu helfen. migusto.ch
  • Ihre Quelle: Esther Kern und ihr Projekt «Leaf to Root». Hier erfährt man, warum sogar etwas mit dem schrecklichen Namen «Maisbeulenbrand» eine Delikatesse ist. leaf-to-root.com

Andere Gourmetgärtner treffen sich auf Instagram unter Hashtags wie #growyourownfood. Etwa bei @foolforfood_de: Claudia Schmidt ist kochende Gärtnerin und gärtnernde Köchin.