Helvetiarockt, die Koordinationsstelle für Musikerinnen, will dies unbedingt ändern. Am 20. Oktober lanciert sie musicdirectory.ch, eine Datenbank für Frauen sowie inter, trans und non-binäre Menschen, die in der Schweizer Musikszene aktiv sind. Musikerinnen, Tontechnikerinnen und Labelverantwortliche sind eingeladen, sich hier zu registrieren. Mit dabei sind unter anderem Steff la Cheffe, Sophie Hunger, Black Sea Dahu, Brandy Butler und KT Gorique. Unterstützt werden die Projekte von Helvatiarockt vom Migros-Kulturprozent.
In den Musikschulen sind Mädchen noch mit über 50 Prozent vertreten. Danach verschwinden jedoch die meisten. «Es fehlen Vorbilder, an denen sich Mädchen orientieren können», sagt Regula Frei von Helvetiarockt. Und diejenigen, die ernsthaft eine Karriere als Musikerin anstreben, müssten einige hohe Hürden meistern. Viele der Verantwortlichen mit Schlüsselfunktion in der Szene sind Männer – oder Frauen, die nicht auf das Thema sensibilisiert sind. Zudem sind Frauen schlechter vernetzt und betreiben weniger Marketing (siehe Box unten). Als Mama eine Tournee zu bestreiten, ist auch nicht eben einfach. Dazu kommt, dass viele Frauen nach jahrelangen Sexismuserfahrungen ernüchtert sind und sich deshalb zurückziehen.
Eine, die sich nicht einschüchtern liess, ist Florina Diemer (30). Sie arbeitet seit 13 Jahren als Tontechnikerin. «Wenn ich mit einem Mann am Mischpult stehe, wird zuerst er angesprochen, auch wenn er mein Assistent ist», erzählt die Zürcherin. Der Umgangston hinter der Bühne sei oft sehr rau. «Viele denken, damit könne eine Frau nicht umgehen.» In den letzten Jahren habe sich die Situation jedoch verbessert. Den Spruch, dass sie ihren Job «für eine Frau noch gut macht», habe sie lange nicht mehr gehört.