Ex Libris hat 2019 erstmals seit vier Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben. Wie ist das gelungen?
In erster Linie, weil wir unser Geschäftsmodell komplett umgebaut haben: Früher waren wir ein Detailhändler mit Onlineshop, heute sind wir ein Onlineshop mit ausgesuchten Filialstandorten. Kein stationärer Retailer Europas hat einen grösseren Wandel durchgemacht als wir.
Was hat sich denn geändert?
Als ich 2010 übernommen habe, machten wir 27 Prozent des Umsatzes online. Heute sind es 87 Prozent, davon 48 Prozent über Smartphones. 2010 hatten wir 117 Filialen, nun sind es lediglich noch 14. Zudem haben wir heute bei Büchern, Musik und Filmen einen deutlich höheren Marktanteil in der Deutschschweiz als unser grösster Konkurrent amazon.de. Bei den Büchern konnten wir den Marktanteil in den vergangenen zehn Jahren gar verdoppeln.
Was hat dies ermöglicht?
Nicht zuletzt, dass wir uns stets den technologischen Neuerungen angepasst und sie zum Nutzen der Kunden weiterentwickelt haben. Natürlich spielen die günstigen Preise auch eine Rolle; das allein reicht aber nicht: Wir haben ein gutes Angebot, bieten eine schnelle Abwicklung und ein reibungsloses Einkaufserlebnis an. Letztlich muss das Gesamtpaket stimmen. Man kann sich nicht erlauben, da auch nur ein Jahr stillzustehen. Die Frage bei all diesen Veränderungen war: Geht die Rechnung auf? Heute können wir sagen: ja, sogar sehr gut.
Sind die schwarzen Zahlen ein Ausrutscher oder werden sie bleiben?
Ich bin überzeugt, dass sie uns erhalten bleiben. Wir haben bis 2015 trotz Umsatzeinbussen meist schwarze Zahlen geschrieben. Nun wächst der Umsatz auch in unseren Filialen wieder, vor allem dank der Bücher: Wir verkauften im vergangenen Jahr in den Läden 25 Prozent mehr als 2018. Alle Filialen zusammen machen jetzt auch wieder Gewinn.
Die heutigen Filialen werden also weiter bestehen?
Ja. Und ich wage die Prognose: Bis in fünf Jahren eröffnen wir wieder neue.