Man hört, es sei, als ob Sie noch die kleine Firma führten. Sie gingen zu sehr ins Detail.
Ich will, dass die Dinge gut erledigt werden, und um sie zu verstehen, muss man sich manchmal fürs Detail interessieren. Es gibt Bereiche, in denen wir uns mehr anstrengen müssen. Wenn wir diese Probleme gelöst haben, werde ich mich anderen Dingen widmen.
Ihr Vorgänger hatte viele Visionen, etwa im Bereich der Digitalisierung. Sie scheinen davon weniger begeistert.
Das stimmt so nicht. Ich habe schon bei den Freiburger Transport-Betrieben das Ticket-System Fairtiq lanciert. Die SBB müssen auf Digitalisierung setzen, unbedingt. Mein Vorgänger liess viele Projekte entwickeln. Ich will diese neuen Angebote konsolidieren und auf der Plattform SBB Mobile integrieren. Ich will kombinierte Mobilität anbieten. Ein Beispiel: Wir haben 40 000 Parkplätze, und niemand weiss es. Ich will erreichen, dass Kundinnen und Kunden gleichzeitig einen Parkplatz reservieren, das Zugticket kaufen und ein Auto für die Weiterfahrt mieten können. Ich teile die gleichen Ideen wie mein Vorgänger, aber fokussiere auf das Basisgeschäft.
Ihre Ziele wie Pünktlichkeit und gute Qualität scheinen aber nicht sehr visionär.
Sie entsprechen dem, was die Kunden von uns verlangen. Sie wollen ein Bahnnetz, das verlässlich ist und gut funktioniert. Das hatten wir aus den Augen verloren. Die Digitalisierung und die Verbesserung der Kundeninformationen gehören zum Kerngeschäft. Das müssen wir im Griff haben, ohne gross darüber zu sprechen. Es ist visionär, mit dem Kunden im Mittelpunkt über die Zukunft nachzudenken. Jede Innovation muss im Dienst des Menschen stehen.
Ein weiteres Ziel könnte sein, endlich eine Frau in die wKonzernleitung zu berufen.
Im Verwaltungsrat haben wir drei Frauen. Auch in der erweiterten Konzernleitung sind Frauen vertreten. Das zeigt, dass wir Nachwuchs ausbilden. Wir führen seit einiger Zeit spezialisierte Programme für Frauen. So werden wir auch in der Konzernleitung bald Frauen haben.
Noch bevor Sie in sieben Jahren in Pension gehen?
Auf jeden Fall. Wir werden im Personenverkehr eine neue Funktion «Markt» haben, in diesem Bereich werden wir wahrscheinlich eine Frau für die Führung finden. Für den Bereich Eisenbahn ist es etwas schwieriger, Frauen zu finden, ohne sie selber auszubilden.
Wie werden Sie die SBB hinterlassen?
Ich will, dass man wieder stolz ist auf die Marke SBB. Das ging in den letzten Jahren etwas verloren. Wenn die Mitarbeitenden stolz sind, heisst das, dass sie gute Arbeit leisten und dass sie sich engagieren. Wenn die Kunden zufrieden sind, benutzen sie den öffentlichen Verkehr. Die SBB von morgen muss agiler sein, innovativer und verlässlicher. Daran arbeiten wir. Wir werden das erreichen.