Wie fair ist das Fairphone?
Da muss ich jetzt etwas ausholen. Ein Smartphone besteht aus über 80 verschiedenen Mineralien, die in Minen rund um die Welt aus dem Boden geholt werden. Ausserdem ist bei der Herstellung eine riesige Kette von Fabriken und Zulieferern involviert, denn ein Mobiltelefon besteht aus 1200 Komponenten. Dies alles zu kontrollieren, ist nahezu unmöglich. Man könnte genauso gut versuchen, den Weltfrieden zu schaffen. Wir fokussieren auf ein paar Aspekte mit den dringendsten Problemen, etwa auf Gesundheit und Sicherheit der Minenarbeiter. Dazu haben wir ein Konsortium gegründet, mit dem wir versuchen, gewisse Regeln durchzusetzen, etwa Schürfen ohne Kinderarbeit in Uganda. Doch die gibt es natürlich trotz unserer Bemühungen auch dort noch immer, weil es an Orten ohne Schulen und Infrastruktur kaum Alternativen gibt und die Familien auf jedes bisschen Einkommen angewiesen sind. Unsere Mission ist, die Situation zu verbessern – wer ein Fairphone kauft, trägt dazu bei. Und inzwischen nutzen auch andere Hersteller unsere Lieferketten.
Der Weg ist das Ziel sozusagen?
Genau – mehr liegt derzeit nicht drin, dafür sind wir einfach zu klein. Wir arbeiten aber in diversen Bereichen an Verbesserungen. So sind wir momentan zum Beispiel die einzigen, die Herstellerfirmen für soziales Verhalten gegenüber ihren Mitarbeitenden belohnen, indem wir ihre Marge erhöhen. Und das Fairphone ist so designt und konstruiert, dass man es länger nutzen und selbst reparieren kann. Smartphones bestehen aus extrem hochwertigem Material und sind doch meist Wegwerfprodukte, weil man nicht mal einen schwächer werdenden Akku austauschen kann. Das zwingt die Kunden, sich stets wieder ein neues Gerät zu kaufen. Und wenn man das Telefon in der Hand hat, ist der Schaden schon angerichtet, er passiert zum grössten Teil in der Herstellung. Je weniger davon also gekauft werden und je länger sie genutzt werden, desto besser und nachhaltiger.
Ein schwieriges Geschäftsmodell.
Allerdings! Wir wollen zwar Fairphones verkaufen, aber möglichst wenige pro Person. Doch unser Ansatz funktioniert: Laut Greenpeace sind wir die nachhaltigste Firma im Bereich Unterhaltungselektronik. Dass man etwa das Fairphone 3 selbst warten und reparieren kann, verlängert seine Lebensdauer und reduziert die CO2-Emissionen um 30 Prozent. Und alles begann mit einer Crowdfunding-Aktion. Am Ende hatten wir 7,5 Millionen Euro von Leuten gesammelt, die ein nachhaltigeres Smartphone wollten, das noch gar nicht existierte, von einer Firma, die so etwas noch nie gebaut hatte und die aus mir und einem Praktikanten bestand. Eineinhalb Jahre später hatten wir 40 Mitarbeitende und waren das am schnellsten wachsende Tech-Start-up von Europa.