Beginnen wir mit drei Forderungen oder Behauptungen, die in den letzten Monaten diskutiert wurden – sagen Sie bitte jeweils, was Sie davon halten. Nummer 1: Läden sollen keine «Mohrenköpfe» mehr verkaufen.
Das finde ich gut. «Mohrenkopf» ist ohne Frage ein rassistischer Begriff. Und es ist niemand negativ betroffen, wenn man ihn nicht mehr verwendet. Ich staune, wie viele Leute sich bei diesem Thema ereifert haben, obwohl es ihr Leben gar nicht tangiert.
Nummer 2: Dafür zu kämpfen, dass mit Kamala Harris erstmals eine dunkelhäutige Frau die Vizepräsidentschaft der USA übernimmt, ist rassistisch und sexistisch gegenüber weissen Männern.
Das ist ziemlich kurios, da weisse Männer noch immer und auch weiterhin sehr viel Macht haben, auch wenn sie sich in den letzten Jahren zunehmend angegriffen fühlen. Gleichzeitig halten sich aber auch die positiven Effekte einer Vizepräsidentin Kamala Harris in Grenzen. Den schwierigen Alltag der grossen Mehrheit von schlecht gestellten dunkelhäutigen Menschen in den USA verändert das kein bisschen. Diese Gruppe ist primär wirtschaftlich benachteiligt – und das bleibt sie mit oder ohne Vizepräsidentin Harris. Unterdrückte werden nicht weniger unterdrückt, wenn unter den Unterdrückern einzelne aus der eigenen Gruppe sind.
Nummer 3: LGBT-Rollen (lesbisch, schwul, bi, transgender) in Filmen und Serien sollten nur noch mit LGBT-Menschen besetzt werden.
Einerseits habe ich Verständnis für die Forderung, weil dies Gruppen betrifft, die gerade in Hollywood wirklich nicht überrepräsentiert sind. Aber was haben die LGBT-Gemeinschaft oder unzählige schlecht bezahlte oder gar arbeitslose Schauspielerinnen und Schauspieler davon, wenn das umgesetzt würde? Es wäre ein Tropfen auf den heissen Stein. Ausserdem stellt sich die Frage, wofür es überhaupt Schauspielerinnen und Schauspieler braucht, wenn man nur repräsentieren darf, was man selbst ist.