Auch die Kinder haben gelernt, mit dem Maskenregime umzugehen. «Am Anfang war es komisch. Schliesslich sieht man nur noch das halbe Gesicht», sagt Tim. Sein Freund Bogdan fällt ihm ins Wort: «Zuerst habe ich nicht gemerkt, ob Frau Tobler lacht oder wütend ist. Dann hat mir eine Schülerin gesagt, dass ich auf ihre Augen schauen muss.» Elena sagt: «Ja, wenn sie lacht, gehen die Augen nach oben und wenn sie wütend ist, werden ihre Augen ganz gross und ihre Stirn rot.»
Jael Tobler muss lachen, als sie diese ehrlichen Aussagen hört. Sie hat sich tatsächlich viele Gedanken zur fehlenden Mimik gemacht und setzt deshalb jetzt vermehrt ihre Augenbrauen beim Sprechen ein. Oder stemmt ihre Arme in die Seiten, wenn sie schimpfen muss. «Die Kinder in der 5. Klasse können meine fehlenden Gesichtsausdrücke inzwischen gut lesen.»
Schwieriger ist das bei kleineren Kindern. Etwa in Kitas. «Vor allem Kinder bis zum zweiten Lebensjahr und sensible Kinder sind auf die Mimik der Erwachsenen angewiesen», sagt Annika Butters, pädagogische Psychologin am Marie Meierhofer Institut für das Kind. Das Institut empfiehlt, wie auch der Verband Kinderbetreuung Schweiz, den Betreuerinnen und Betreuern in Kitas, trotzdem eine Maske zu tragen. Die Corona-Ansteckungen in Kitas haben vor einigen Wochen stark zugenommen. Eine Schliessung würde die oft privat geführten Einrichtungen zudem hart treffen, da sie dann keine Einnahmen haben und die Kosten selber tragen müssen. «Abstand einzuhalten ist mit Kindern beinahe unmöglich», sagt Butters.