Nicole Karafyllis, Putzen ist Sisyphusarbeit: Unmittelbar nach der Säuberung sammelt sich bereits der nächste Dreck an. Ist das für eine passionierte Putzerin wie Sie nicht frustrierend?
Nein. Das belastet nur Leute, die beim Putzen der Illusion unterliegen, nun ein für allemal absolute Sauberkeit herzustellen. Hat man mal akzeptiert, dass dies unerreichbar ist, behilft man sich am besten mit alltäglichen Putzroutinen, in denen man das Bestmögliche macht.
Warum putzen wir überhaupt?
Es ist Teil unseres ewigen Ringens mit der Natur, zu der auch Schmutz gehört. Wir putzen also, um der Natur Grenzen zu setzen. Doch die macht, was sie will, und lässt sich nicht einhegen. Auch Unkraut im Garten kommt immer wieder. Wir müssen also akzeptieren, dass die Natur diese Grenzen, die wir ihr zu setzen versuchen, immer wieder neu überschreitet. Aber mit Routinen haben wir zumindest eine gewisse Kontrolle über die Situation.
Das Schmutzempfinden variiert ja sehr, woher kommt das?
Geografie und Kultur haben einen Einfluss, aber auch die Erziehung. Tendenziell übernimmt man die Massstäbe, die man im Elternhaus erlebt hat – und da gibts bei Paaren natürlich erhebliche -Differenzen, nicht nur beim Putzen. Allerdings gibts auch Rebellionseffekte: Kinder aus besonders pingelig sauberen Haushalten, die es ganz bewusst anders machen. Die putzen dann nur so richtig, wenn die Eltern zu Besuch kommen, damits keinen Streit gibt.