Die Migros-Zeitungen «Die Tat» und «Wir Brückenbauer» warben im Vorfeld der Abstimmung für ein klares Nein zur Schwarzenbach-Initiative:
Die Überfremdungsinitiative ist keine Lösung: Bei Annahme würden allein im Kanton Zürich 67 000 Jahresaufenthalter ausgewiesen werden. Tausende von Arbeitsplätzen ständen leer. Maschinen und damit wertvolles Kapital läge brach und könnte nicht mehr genutzt werden. «Schmutzige Arbeit» ist in den letzten Jahren der wirtschaftlichen Hochkonjunktur nicht beliebter geworden. Wer würde sie verrichten? («Wir Brückenbauer», 28.2.1970)
Unsere Zukunft verlangt ein Nein: Die Initiative führt zu Auseinandersetzungen und stellt an den Stimmbürger grosse Anforderungen. Er muss fähig sein, sich über Vorurteile hinwegzusetzen und unsere Zukunftsentwicklung richtig einzuschätzen. … Selbstverständlich kann die Einwanderung nicht zügellos erfolgen. Da liegt ein gewisses Versagen vor. … Es fehlte in den letzten Jahren an einer vernünftigen Koordinierung. … Die Initiative bietet keine Lösung. Sie würde eine organische Entwicklung der Wirtschaft in unverantwortlicher Weise abstoppen, zur Schliessung verschiedener Betriebe und zu einem noch nie dagewesenen Anstieg der Teuerung führen. Davon würden nicht in erster Linie die Unternehmer selbst betroffen, sondern die breite Masse, welche die Zeche zu bezahlen hätte. («Wir Brückenbauer», 20.3.1970)
Wir stehen vor der Frage, ob wir uns nach Vernunft und Menschlichkeit richten – oder ob wir das Rad der Geschichte zurückdrehen und unserem Land schweren Schaden zufügen wollen. … Konnte man den Befürwortern der Initiative urspünglich ihre Besorgnis wegen der Überfremdung glauben, so haben sie mit der Art ihres Kampfes Ressentiments aufgewühlt, die wir als eines freien Volkes unwürdig empfinden. ... Wer über unsere humanitäre Tradition spottet, wer unsere Wirtschaft bewusst schwächen will, wer mit fremdländischen Formen den Kampf führt, hat sein Recht verwirkt, für die Schweiz von morgen einzutreten und Zustimmung zu erwarten. («Wir Brückenbauer», 5.6.1970)
In den vergangenen Wochen und Monaten wurde viel mit Schlagwörtern und Zahlen gefochten. Dabei wurde oft vergessen, dass hinter diesen Zahlen Menschen und Schicksale stehen – Männer, Frauen und Kinder, die betroffen sind und werden. Kann es uns gleichgültig sein, ob mit diesen Menschen umgesprungen wird, als ob es sich um eine Ware handelt, die gekauft, verkauft, verpflanzt oder nach Gutdünken verschoben werden kann? ... Wie würden wir, wie würden die Befürworter der Initiative reagieren, wenn andere Länder mit unseren Schweizer Einwanderern so umgehen würden, wie dies von den Initianten gegenüber unseren Fremdarbeitern verlangt wird?... Hat das mit Menschlichkeit noch das Geringste zu tun? Nein und nochmals nein! Der Ruf der humanitären Schweiz würde mit Füssen getreten. Wir wollen dafür sorgen, dass unser Land das bleibt, was ihm zu seinem hohen Ansehen verholfen hat: das menschlich grosszügige Verhalten, die Aufgeschlossenheit allen Menschen und Rassen gegenüber. («Die Tat», 6.6.1970)
Unsere Abstimmung erhielt eine übernationale Bedeutung und wird für die Integration Europas von nicht geringem Gewicht sein. Wir dürfen darum mit einiger Genugtuung feststellen, dass wir die Probe bestanden und uns zu einer wesentlichen Abklärung durchgekämpft haben. Sie gilt für uns – aber auch für das im Entstehen begriffene Europa. («Wir Brückenbauer», 12.6.1970)