Rein ökologisch betrachtet, ist der Mann ein problematisches Wesen. Männer recyceln weniger. Männer in Singlehaushalten verbrauchen ein Viertel mehr Strom als Frauen in identischen Wohnungen. Männer essen viel mehr Fleisch als Frauen. Männer erzeugen fast doppelt so viele Treibhausgase durch Alkoholkonsum wie Frauen. Gewiss, Frauen kaufen mehr Kleider und Kosmetik, aber das wiegt das männliche Missverhalten nicht auf. In dieses Bild passt, dass an die Fridays-for-Future-Demonstrationen vorwiegend Frauen gehen, während Klimaskeptiker meist männlich sind.
Dieses Muster zu durchbrechen ist schwierig, denn hier sind archaische Kräfte am Walten. Jedenfalls haben psychologische Studien gezeigt, dass Männer das Gefühl haben, Umweltschutz sei etwas Unmännliches. Das Benützen einer Recyclingtasche etwa empfinden sie als Zeichen der Schwäche. Besonders stark mit Männlichkeit verbunden ist das Fleischessen: Es ist noch nicht lange her, dass der Vater am Mittagstisch automatisch das grösste Stück Fleisch bekam. Die Idee vom Fleisch als Kraftspender und Machtsymbol hat eine lange Geschichte, während Gemüse stets weiblich konnotiert war. Selbst bei den Schimpansen teilen die Männer die Beute unter sich auf – Frauen bekommen ein Stück Fleisch höchstens im Austausch gegen Sex.
Uns bleibt hier nur, an die technisch-kompetitive Seite zu appellieren, die ja auch vielen Männern innewohnt: Installieren Sie Gadgets, übernehmen Sie die Kontrolle über den Energiefluss in Ihrem Haus. Seien Sie ehrgeizig, auch im Umweltbereich. Suchen Sie nach dem sparsamsten Kühlschrank, nach dem effizientesten Reiseweg. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr Nachbar eine bessere Ökobilanz hat als Sie. Mit einem Wort: Seien Sie ein Mann!