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Frühlingsbotschafter

Es liegt Frühling in der Luft

Der Duft nach frischen Blumen und Gülle, Vogelgezwitscher und Liebesbriefe – das alles kündigt die neue Jahreszeit an. Und macht Lust auf mehr.

Text Rahel Schmucki
Datum
Vögel wie die Blaumeise eröffnen mit ihrem Gesang die Frühlingssaison – und das Werben um die Weibchen. (Bild: Keystone)

Vögel wie die Blaumeise eröffnen mit ihrem Gesang die Frühlingsaison – und das Werben um die Weibchen. (Bild: Keystone)

Frühlingsgefühle direkt in den Briefkasten

Ein letzter Blick auf Google Maps. «Hier hinten muss es sein», sagt David Torcasso und biegt in die kleine Seitenstrasse ein. Den Namen auf dem Briefkasten hat er schnell gefunden und steckt den Brief in den Schlitz. Liebesbrief ausgeliefert.

Seit Mitte Februar ist der 36-jährige Journalist in Zürich als Liebesbriefkurier unterwegs und verteilt auf seiner Joggingrunde nebenbei handgeschriebene Nachrichten und Gedichte. «Ich gehe sowieso fast täglich joggen, dann geht das gleich in einem.»

David Torcasso ist ein selbsternannten Liebesbriefkurier. Die Texte, die er zugeschickt bekommt, schreibt er auf schönes Briefpapier. (Bild: Post CH AG)

David Torcasso ist ein selbsternannten Liebesbriefkurier. Die Texte, die er zugeschickt bekommt, schreibt er auf schönes Briefpapier. (Bild: Post CH AG)

Ganz unterschiedliche Menschen finden seine Homepage und schicken ihm per E-Mail einen Text, den sie gerne ihrem Partner, einer Freundin oder einem Bekannten schicken wollen. Torcasso schreibt den Text in schwungvoller Schrift auf Briefpapier und joggt zur angegebenen Adresse. Geld will er dafür keines.

Angefangen hat alles im Lockdown. «Die Leute lassen sich Essen nach Hause liefern, den neusten Bildschirm. Wieso soll man sich nicht auch Emotionen per Kurier nach Hause liefern lassen?», sagt Torcasso.

Ein handgeschriebener Brief sei für ihn etwas ganz Besonderes. «Wir nehmen uns heute zu wenig Zeit, um Briefe zu schreiben. Ein paar handgeschriebene Zeilen sind doch viel bedeutsamer als eine Whatsapp-Nachricht.» In den letzten Wochen hat er jeden Tag einen Brief ausgeliefert.

Die Menschen dahinter kennt er nicht, aber ihre Texte. Torcasso weiss nicht genau, wieso die Menschen ihm ihre Texte anvertrauen. «Wahrscheinlich haben sie nichts zu verbergen. Ich behalte aber alles für mich. Liebesbriefkurier-Geheimnis.»

Frühling für Zuhause

Die Winterkleider wandern in den Estrich, Osterglocken oder Hyazinten kommen auf das Fenstersims, helle Farben finden den Weg ins Wohnzimmer. «Den Frühling wollen viele auch in ihrem Zuhause spüren», sagt Marianne Kohler. Sie ist Stylistin, Wohnexpertin und Autorin des Blogs «Sweet Home» und kennt sich mit Trends aus. Und die Trends sehen im Frühling der Natur sehr ähnlich: Grün, Pastelltöne und kräftigere Farben. Und natürlich Blumen.

«Das sind Dinge, die jedes Frühjahr wiederkommen. Wir alle haben nach dem kalten Winter Lust auf etwas Fröhliches», sagt Marianne Kohler. Die Wolldecken und Felle werden weggeräumt, man mistet aus und schafft Platz in der Wohnung oder im Haus. Da die Einrichtung nicht jede Saison ausgetauscht werden kann, freut man sich an kleinen Dingen, mit denen man alles ein wenig auffrischen kann. Quasi Frühlingskleider für die Wohnung.

Tipp der Stylistin: Bettwäsche in zarten Farben hellt das ganze Schlafzimmer auf. (Bild: Getty Images/Cavan Images RF)

Tipp der Stylistin: Bettwäsche in zarten Farben hellt das ganze Schlafzimmer auf. (Bild: Getty Images/Cavan Images RF)

Zum Beispiel lassen sich Kissenbezüge gut austauschen oder man stellt frische Frühlingsblumen in hübsche Vasen. «Mein persönlicher Tipp ist neue Bettwäsche. Wählt man diese in zarten Farben, hellt man das ganze Schlafzimmer auf.»

Bye, bye Winter bei Micasa:

Frühling verschicken 

Pastelltöne sind auch bei Céline Felber (23) gerade angesagt. Sie ist Floristin beim Online-Blumenshop SayFlowers und bindet jeden Tag bis zu 35 Blumensträusse. In dieser Jahreszeit duftet es in der Blumenhalle in Schwadernau BE nach Tulpen und Ranunkeln, rosa und gelber Gingster, Freesien und Flieder. Diese Blumen kombiniert Felber auf Bestellung.

Die Floristin Céline Felber bindet pro Tag bis zu 35 Blumensträusse für den Online-Blumenshop SayFlowers. (Bild: Olivia Pulver)

Die Floristin Céline Felber bindet pro Tag bis zu 35 Blumensträusse für den Online-Blumenshop SayFlowers. (Bild: Olivia Pulver)

In einer normalen Woche verschickt SayFlowers rund 600 Blumensträusse in die ganze Schweiz. Am Valentinstag sogar 600 an einem Tag. «Besonders beliebt ist zurzeit unser Strauss Meret», sagt Felber. Auch da kommen die Pastellfarben vor: Rosa Rosen, rosa Nelken, weisse Nelken und Schleierkraut, umgeben von graugrünen Eukalyptusblättern. «Im Frühling sind vor allem farbige Sträusse gefragt, die gut riechen und die Jahreszeit ins Zuhause bringen», sagt Felber.

Famigros-Vorteil

Sags mit Blumen!

Alle Famigros-Mitglieder haben bis am 9. Mai 2021 auf alle Blumensträusse von SayFlowers.ch 11 Prozent Rabatt.

Fast 70 Prozent der Aufträge kommen von Frauen. Sie verschicken die Blumen an andere Frauen verschicken, etwa zum Geburtstag oder weil man sich während Corona schon lange nicht mehr gesehen hat. Einige bestellen sie einfach für sich selber.

Der Duft nach Frühling

Duftet leicht und frisch: die gelbe Mimose. (Bild: iStockphoto)
Duftet leicht und frisch: die gelbe Mimose. (Bild: iStockphoto)

Auch bei Andreas Wilhelm riecht der Frühling nach Blumen. Genauer gesagt nach Mimosen. Der Parfümeur kreiert in Zürich Düfte. Für Menschen, aber auch Düfte für Duftkerzen oder für spezielle Ausstellungen oder Virtual Reality Anlässe.  An seinem Laborplatz stehen rund 500 kleine silbrige Fläschchen aufgereiht. «Narzissen», «Jasmin» und «Muskatellensalbei» steht auf den Etiketten. Seine Kreationen denkt sich Wilhelm aber am Computer aus. Die Rohstoffe und ätherischen Öle und ihre Gerüche hat er alle im Kopf und kann sie in seinen Gedanken beliebig kombinieren.

Im Duftlabor hingegen ist sein ausgeprägter Geruchssinn spätestens nach 15 Minuten Arbeit erschöpft. «Düfte sind immer Geschmackssache und jeder und jede nimmt ein Parfüm anders wahr», sagt Wilhelm. «Im Frühling sind eher frische und etwas leichtere Düfte gefragt.

Tolle Düfte gibts auch in Ihrer Migros

Ein Parfüm besteht aus bis zu 160 verschiedenen Rohstoffen und Ölen. Je erfahrener der Parfümeur, desto weniger Stoffe seien drin. «Ich bin meistens so bei 40 bis 50 Rohstoffen», sagt Wilhelm. Für ihn ist ein guter Duft einer, der nicht langweilig wird, der eine Spannung aufrechterhält und nicht vollkommen harmonisch ist.

«Wenn eine Person zum Beispiel Rosen und Hunde liebt, dann versuche ich einen Rosenduft zu kreieren, der ganz leicht nach nassem Hund riecht. Die Nase nimmt das nicht wirklich wahr, aber der Kontrast zwischen den beiden Noten erzeugt eine Spannung.»

Mit seiner sensiblen Nase mag er selber keine zu extremen Düfte. «Meine Wohnung riecht zum Beispiel sehr neutral. Nur im Frühling stelle ich mir ab und zu Mimosen in die Wohnung. Die haben einen leichten, frischen Duft. Diese typische Grünnote.»

Die wichtigste Jahreszeit

Grün riecht es auch manchmal bei Landwirt Sebastian Hagenbuch (32). Etwa, wenn er im Sommer das Gras schneidet «Momentan riecht es aber eher nach Gülle», sagt er lachend. In Unterlunkhofen AG baut Hagenbuch Süsskartoffeln, Brau- und Futtergerste, Raps, Weizen, Dinkel, Kartoffeln, Mais und Schwarzwurzeln an. Daneben hält er Pensionspferde, Munis und Schweine. 

Landwirt Sebastian Hagenbuch freut sich, dass sein Raps gut und gesund in den Frühling gestartet ist. (Bild: zVg)

Landwirt Sebastian Hagenbuch freut sich, dass sein Raps gut und gesund in den Frühling gestartet ist. (Bild: zVg)

Hagenbuch ist in diesen Tagen viel draussen unterwegs, denn im Frühling fallen wichtige Arbeiten an. «Das ist für uns Bauern die wichtigste Jahreszeit. Im Frühling kann man viele Fehler machen, die sich dann auf das ganze Jahr auswirken», sagt er.

Jeden Morgen schaut er deshalb als erstes auf seine Wetterapp. Er muss den optimalen Zeitpunkt für das Düngen erwischen, sollte den Boden nicht bearbeiten, wenn er zu nass ist, darf keine Schädlinge übersehen und beobachtet seine Pflanzenkulturen deshalb genau. «Ich bin im Frühling immer voller Vorfreude, aber auch etwas nervös.»

Seine Felder sind schon saftig grün, denn das Getreide hat er bereits im Herbst gesät. Im Februar sind die Pflanzen mit dem warmen Wetter bereits gewachsen. «Sie sind jetzt etwa fünf Zentimeter hoch.» Auch die Tiere spüren den Frühling. Die Pferde dürfen bald nach draussen auf die Weide und die Schweine bekommen eine Dusche, um sich abkühlen zu können.  

Frühlingsgezwitscher

Auch die Vögel spüren den Frühling. Sie singen und pfeifen jetzt von Sonnenaufgang bis die Sonne wieder untergeht. Was viele nicht wissen: Die singenden Vögel sind fast immer Männchen. Denn sie müssen ihr Revier verteidigen und Weibchen für die Brutsaison anlocken. Auch im Winter hört man zwar regelmässig Rotbrüstchen, aber die meisten Vogelarten beginnen erst im Frühling zu singen.

Als eine der ersten Arten melden sich im Januar die Eulen, so etwa die Waldohreule, die am Abend ruft. Bald kommen Meise, Amsel oder auch Grünfink am Morgen früh dazu. Das sind alles Vögel, die im Winter bei uns geblieben sind und deshalb früh ein Revier verteidigen können.

Spürt den Frühling: Blaumeisenmännchen (Bild: GettyImages)

Spürt den Frühling: Blaumeisenmännchen (Bild: GettyImages)

«Ab März kehren dann nach und nach die Kurzstreckenzieher und später die Langstreckenzieher zurück», weiss Stefan Bachmann von BirdLife Schweiz. Zu den Langstreckenziehern, die eine besonders lange Reise zurücklegen und daher erst spät zu uns kommen, gehören zum Beispiel die Mehlschwalbe, der Trauerschnäpper oder der Kuckuck.  

Die Vögel singen meist weniger intensiv, sobald sie ihre Partnerin gefunden haben und zu brüten beginnen. «Viele Vögel bauen jetzt bereits ihre Nester, so zum Beispiel die Türkentauben, Elstern oder Störche», sagt Bachmann. Doch bis das Frühlingsgezwischer langsam abebbt, dauert es noch lange – den Kurz- und  Langstreckenziehern sei Dank. 

Den Frühlingsgefühlen auf der Spur

Die Frühlingssonne scheint und wir lächeln und flirten wieder. Was die Hormone damit zu tun haben und warum Männer im Frühjahr vielleicht etwas mehr in Flirtlaune sind als Frauen, lesen Sie auf iMpuls.

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