Die Schweiz ist im Wold Happiness Report auf dem dritten Platz. Sind wir glücklicher als unsere Nachbarn?
Wenn ich am Morgen durch die Bahnhofstrasse in Zürich gehe, habe ich nicht diesen Eindruck.
Wieso ist die Schweiz dann so weit vorne?
Das hat zum einen mit der Mentalität zu tun. In der Deutschschweiz haben wir zum Beispiel oft das Gefühl, wir müssten eigentlich glücklich sein, weil es uns materiell so gut geht. Also geben wir bei der Befragung einen höheren Wert an, als eigentlich zutrifft. Bereits in der Westschweiz und im Tessin sind die angegebenen Werte tiefer, weil man da eine andere Mentalität hat. Zum anderen ist die Arbeitsplatzunsicherheit der Unglücksfaktor Nummer Eins. Das ist sicher mit ein Grund, weshalb die Schweiz in diesem Report oft weit vorne ist.
Wie misst man Glück?
Glücksstudien basieren immer auf dem persönlichen Empfinden der befragten Personen. Glück ist also etwas sehr Subjektives.
Macht Geld glücklich?
In ärmeren Ländern trifft das zu. Wenn man nichts hat, ist man froh über jeden zusätzlichen Franken. Die meisten Menschen in der Schweiz werden aber nicht glücklicher, wenn sie mehr Geld bekommen. Weil sich ihr Leben im Alltag dadurch nicht grundlegend ändert. Das Glück ist in diesem Fall abhängig vom Vergleich mit den anderen. Haben alle anderen mehr als ich, bin ich unglücklich, egal wie viel ich habe. Die Reicheren sind also demensprechend glücklicher, weil sie mehr haben als die anderen.
Kann man sich Glück kaufen?
Jein. Mit schönen Dingen erkaufen wir uns nur ein kurzfristiges Glück, das aber nicht lange anhält.
Was macht uns alle glücklich?
Beziehungen zu unseren Freunden und Familien, aber auch eine Arbeit, die wir gerne machen und in der wir einen Sinn erkennen.
Und Schoggi?
Mit Schoggi erzielen wir zwar ein kurzfristiges emotionales Wohlbefinden, aber das ist nicht dasselbe wie anhaltendes Lebensglück.
Macht uns Corona unglücklich?
Corona hat sicher keinen positiven Einfluss auf unser Glück. Die Einschränkungen in unserer Freiheit kann man mit einer Zwangseinweisung ins Kloster vergleichen. Das Klosterleben kann schön sein, wenn man das denn will. Aber wenn man dazu gezwungen wird, ist es eben ein Zwang.
Haben Sie einen Tipp gegen den Corona-Blues?
Lernen Sie sich an kleinen Dingen zu erfreuen, gehen Sie trotz Homeoffice nach draussen und treffen Sie ab und zu Freunde.