Auf Samtpfoten
Stars: Die Katzen Mausi & Miseli, 57'900 Follower, auf Instagram @mausi.meow
Frauchen: Sarah Schilter (18), KV-Lernende auf einer Gemeindeverwaltung in Uri
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Hunde, Katzen und Hasen erreichen auf Instagram Tausende von Followern. Drei Halterinnen berichten, warum sie ihre Lieblinge mit der Welt teilen.
Die Häschen Floyd und Woody posieren zusammen mit Hundedame Molly. Auf Instagram sind die beiden Kaninchen ein Hit. (Bild: @woodyandfloyd)
Stars: Die Katzen Mausi & Miseli, 57'900 Follower, auf Instagram @mausi.meow
Frauchen: Sarah Schilter (18), KV-Lernende auf einer Gemeindeverwaltung in Uri
Wie alles begann: Als Sarah 12 Jahre alt war, stiess Mausi zur Familie. Sarah war hin und weg von diesem süssen Wesen und fotografierte es ständig mit ihrem noch ganz neuen Handy. Um die Fotos mit ihren Freunden zu teilen, veröffentlichte Sarah sie auf Instagram. «Ich sah das vor allem als digitales Fotoalbum». Sie wollte festhalten, wie sich Mausi und ihre eigene Fotografie entwickelten.
Nie hätte sie damit gerechnet, dass sie als 14-Jährige bereits 31'000 Follower aus der ganzen Welt haben würde. Weil ihr Fotografieren so viel Spass bereitete, jobbte sie in den Ferien und begann für eine Spiegelreflex-Kamera zu sparen. Als sie das Geld zusammen hatte, kaufte sie sich eine und legte los. Besonders Action-Bilder faszinierten sie. 2017 kam Miseli zur Welt. Zu ihrer Mutter Mausi pflegt sie eine distanzierte Beziehung. «Die beiden kuscheln nicht.»
Mausi (links) und Miseli tollen herum. (Bild: @mausi.meow)
Das sagt die Community: Aus Indien, Asien, Süd- und Nordamerika melden sich Leute bei Sarah, weil sie ein Kätzchen haben, das Miseli ähnelt. Auf Instagram halten sie sich auf dem Laufenden, was mit ihren Lieblingen so läuft. Sarah Schilter erhält auch viele Komplimente für ihr Flair, Katzen in Bewegung zu fotografieren.
Das finden Mausi & Miseli: Nicht immer haben die beiden Lust, fotografiert zu werden. Falls sie ihre Ruhe möchten, verziehen sie sich.
Geschäft: Sarah Schilter lässt sich mittlerweile von Nikon mit einer Kamera sponsoren. Ansonsten ist sie skeptisch bei Kooperationen. Weder Katzenklos noch -bettchen möchte sie promoten. «Es geht mir nicht darum, Geld zu verdienen.»
Zukunft: Sarah Schilter träumt nicht davon, Fotografin zu werden. «Sonst habe ich ja kein Hobby mehr.» Sie will auch nicht mehr Follower. «Das ist nur eine Zahl.» Würde sie auf Followers und Likes achten, käme Druck auf. Lieber geniesst sie die Zeit hinter der Kamera, denn nirgendwo sonst kann sie sich besser entspannen.
Beste Freunde: Floyd (links) und Woody (Bild: @woodyandfloyd)
Stars: Kaninchen Woody and Floyd, 14'000 Follower, auf Instagram @woodyandfloyd
Frauchen: Sarah (34) aus Zürich
Wie alles begann: Seit fünf Jahren hält Sarah die Kaninchen Woody und Floyd. Die Brüder hausen in einem zweistöckigen Käfig mit Glasfassade – einer massangefertigten Loft. Wenn sie denn nicht gerade unterwegs sind. Sie haben schon die feuchte Luft beim Rheinfall geschnuppert, mit Blick auf das Matterhorn gegrast oder vor dem Schloss Vaduz gedöst.
Anfangs sind sie vor allem am Wochenende ins Tessin gereist, wo die Familie von Sarahs Freund lebt. Auf der Fahrt hielt sie jeweils an, um den beiden eine kleine Pause zu gönnen. Dabei merkte sie, wie Woody und Floyd die unbekannte Umgebung genossen und sich sichtlich wohlfühlten auf neuem Terrain. «Warum sollen nur Hunde und Katzen rausgehen dürfen, Kaninchen aber nicht?», fragt Sarah. Und so hat sie angefangen, kaninchenfreundliche Ausflüge zu unternehmen.
Viele Passanten fragen, ob die Kaninchen denn nicht weglaufen. Sarah erklärt ihnen dann jeweils, dass sie sich in ihrer Nähe sicher fühlen und bei ihr bleiben. Unterwegs hat sie auch ihre Leidenschaft fürs Fotografieren entdeckt und mit Woody und Floyd die perfekten Poser. Auf Instagram hat sich schnell eine Fan-Community gefunden, welche den charmanten Hopplern bei ihren Erkundungen folgt.
Inzwischen gehört auch das Kaninchen Alex zur flauschigen Familie. Doch Alex ist eher der häusliche Typ und bleibt lieber zuhause. Hündin Molly hingegen, ein weiterer Familienzuwachs auf vier Pfoten, ist gerne ein Teil der kleinen Abenteuer und versteht sich prima mit Woody und Floyd.
Das sagt die Community: Die Kaninchenbrüder haben Fans bis weit über die Landesgrenzen hinaus. Vor zwei Jahren besucht gar eine Verehrerin aus Singapur die beiden.
Das finden Woody und Floyd: So lange es Gras und Laub zum Knabbern gibt und weichen Untergrund zum Chillen, sind sie für alles zu haben.
Geschäft: Ein Fünf-Sterne-Hotel spendierte Woody, Floyd und den menschlichen Begleitern zwei Übernachtungen. Graubünden Tourismus warb mit den Kaninchen für Ferien mit Haustieren, und auch Radio Energy engagierte sie für einen Werbespot. Kürzlich hatten sie zudem einen Auftritt in einem Ostervideo von Hiltl und Ricola. Die Cavalier-King-Charles-Spaniel-Hündin Molly ist mittlerweile sogar Markenbotschafterin einer Zürcher Hundeboutique.
Zukunft: Sarah *(Gloor) möchte mit ihren tierischen Abenteuern ihre Community begeistern. Und gleichzeitig zeigen, wie ein artgerechtes Leben für Haustiere auch noch aussehen könnte. Obwohl sie sich über schöne Rückmeldungen freut, strebt sie nicht mehr Follower an. Höchstens vielleicht noch mehr vierbeinige Freunde.
Setzt sich gern in Szene: Schäferhund Rasta. (Bild: Sylvia Michel @rastawhiteshepherd)
Star: Schäferhund Rasta, 402'000 Follower, auf Instagram @rastawhiteshepherd
Frauchen: Sylvia Michel, Fotografin aus Brienz
Wie alles begann: Nach 15 Jahren als Radiomoderatorin setzte Sylvia Michel ganz auf ihr Hobby, die Fotografie. Sie verbrachte viel Zeit am Computer, um die Portrait-Bilder zu bearbeiten und entschied: «Ich brauche einen Hund, der mich da rausholt.»
Mit Rasta wollte sie die Schweiz entdecken. Sie war so begeistert von den Landschaften, die sie mit ihrem weissen Schäferhund erwanderte, dass sie diese fotografierte und auf Instagram stellte. «Doch dauernd war da ein Hund im Bild», sagt sie. Sie wollte die Landschafts- von den Hundebildern getrennt halten – so kam Rasta zu seinem eigenen Insta-Profil. Dass er eines Tages der berühmteste Hund der Schweiz werden würde, damit hatte sie nicht gerechnet.
Das sagt die Community: Die meisten Fans hat Rasta in den USA. Gefolgt von Indien. Täglich wird Sylvia Michel mehrmals gefragt, ob sie wisse, was «Rasta» auf Hindi bedeute. «Pfad», weiss sie mittlerweile. Michel hat ihren Schäfer übrigens Rasta getauft, weil sie es lustig fand, einen weissen Hund nach einem Rastaman zu benennen. Gibt es an einem Tag keine News von Rasta, meldet sich die Fangemeinde umgehend: «Was ist los? Ist Rasta etwas passiert?»
Das findet Rasta: Er liebt ausgiebige Spaziergänge in der Natur. Telefoniert sein Frauchen unterwegs, nervt ihn das und er bellt laut. «Rasta macht nur das, worauf er Bock hat», sagt Michel, «eine unserer vielen Gemeinsamkeiten.»
Geschäft: Mittlerweile erhält Sylvia Michel täglich Anfragen für Aufträge. Viele lehnt sie ab, denn Rasta und ihre Ausflüge sollen echt bleiben. «Es war nie mein Ziel, mit Rasta Geld zu verdienen und das ist es bis heute nicht.» Deshalb machen die beiden nur Kooperationen, bei denen sie sich selbst sein dürfen.
Zwei Stunden pro Tag ist Michel alleine mit Rastas-Insta-Profil beschäftigt. Täglich postet sie mindestens ein Foto oder ein Video. Rasta hat beispielsweise Werbung für den Animationsfilm «Pets 2» gemacht. Kürzlich durfte er als «Hundefotograf» für das neue Samsung Smarthphone vor und hinter der Kamera stehen.
Regelmässig werden Rasta und sein Frauchen von Tourismusregionen oder Hotels für eine Zusammenarbeit angefragt. Dann zeigen sie die Region oder das Hotel auf ihren sozialen Kanälen, die mittlerweile über zwei Millionen Menschen erreichen. Solche Aufträge machen Rasta und Frauchen am liebsten. Mit dem Geld, das sie so verdienen, kann Sylvia Michel ihre Rechnungen zahlen. «Wir sind mit wenig zufrieden», sagt sie.
Zukunft: Sylvia Michel möchte so weiterleben wie bisher und authentisch bleiben. Es gebe nichts Schöneres, als so viel Zeit mit Rasta in der freien Natur zu verbringen. «Er ist so eine treue Seele.»
Tanja Herrmann ist Geschäftsführerin der Influencer-Marketing Agentur WebStages. (Bild: zVg)
In anderen Ländern boomt das Geschäft mit Petfluencern. Inwiefern werden auch in der Schweiz Tiere professionell vermarktet?
Wir gehen aktuell von rund 2000 aktiven Influencern in der Schweiz aus. Davon sind unserer Schätzung nach etwa 1 bis 2 Prozent Petfluencer. Diese Zahlen zeigen auch: Der Trend ist hierzulande immer noch nicht so richtig angekommen. Es gibt aber bereits ein paar grössere Petfluencer in der Schweiz wie beispielsweise the_one_milo, my_name_is_bobba, rastawhiteshepherd, dogswiss oder xherdanthenakedcat.
Was braucht es, damit ein Haustier zu einem Petfluencer werden kann?
Freude und vor allem Ausdauer. Ein erfolgreicher Account entsteht nicht über Nacht. Täglich müssen neue Inhalte erstellt, auf Fragen der Community reagiert und Anfragen beantwortet werden. Ein gewisses kreatives aber auch technisches Flair braucht es dafür und viel Disziplin. Der Aufwand beläuft sich schnell auf ein paar Stunden Arbeit pro Tag.
Wie lukrativ ist das oder könnte es noch werden?
Für die allermeisten Schweizer Petfluencer reichen die Einkünfte noch nicht um nur davon zu leben. Für einige kann dies jedoch ein lukratives Nebeneinkommen sein. Die Preise bei Petfluencern sind im Schnitt etwas tiefer als bei menschlichen Influencern. Je nachdem, ob es sich um ein Bild, Video oder Blog handelt, wie gross der Aufwand dafür ist und wie gross die Community kann man in der Regel dafür zwischen 150 und 2000 Franken verlangen
Wo verlaufen die Grenzen des guten Geschmacks? Womit kann man in der Schweiz punkten, womit nicht?
Die Schweiz ist eines der Länder mit den höchsten Tierschutzstandards. Genau dieser Respekt gegenüber den Tieren wird hier auch auf Social Media eingefordert. Gehaltvolle Beiträge, die über die Bedürfnisse der Tiere aufklären, aber auch Profile, die den eigenwilligen Charakter der Haustiere zelebrieren, kommen gut an. Ein Absolutes No-Go sind meiner Meinung nach Accounts, die Tiere zur Schau stellen, die nicht artgerecht gehalten werden und deren Besitzerinnen oder Besitzer den Tieren nicht gerecht werden.