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Pommes Chips

Alle lieben Paprika

Im Corona-Jahr wurden in der Schweiz noch mehr Pommes Chips gegessen als üblich. Besonders beliebt ist die Sorte Paprika. Warum das so ist und welche Paprika-Neuheit die Migros ins Regal stellt.  

Text Ralf Kaminski
Datum
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Zwei Klassiker und ein Neuling: Der für diese neue Farm-Chips-Sorte (Mitte) verwendete Paprika stammt weitgehend aus dem Berner Seeland und wird in Gewächshäusern für die Bina produziert. (Bild: Veronika Studer)

Ein würziger Geruch hängt in der riesigen Industriehalle am Rande von Bischofszell TG. Drei Maschinen mit langgezogenen Fliessbändern schneiden Kartoffeln, frittieren und würzen sie – und füllen sie am Ende der Produktionsstrasse in kleine und grössere Säcke. Fertig sind die Chips.

Gerade mal 15 Minuten dauert es, bis eine Kartoffel sich in ein paar Scheiben Chips verwandelt hat. Alles passiert vollautomatisiert, nur an drei Stellen brauchts bei der Chipsproduktion der Bischofszell Nahrungsmittel AG (Bina) menschliche Hände: Bei der Anlieferung und Kontrolle der Kartoffeln, dem Nachschub für die Gewürze und dem Verpacken der Chipssäcke in Kartonschachteln für den Transport.

Produktion seit den 1960ern

Die in der Schweiz mit Abstand beliebteste Sorte sind Paprika-Chips. «Vermutlich weil sie neben Nature die ersten waren, die hier produziert wurden», sagt Philipp Neukomm (34), Produktemanager Kartoffeln bei der Bina. Eingeführt hat die in den USA entwickelten Chips die Firma Zweifel 1958.

Sie erfand 1964 auch die Paprika-Variante. «Die Gewürzmischung entstand nach Vorgaben von Hans-Heinrich Zweifel und wurde bis heute geschmacklich nicht verändert», sagt Pietro Realini (59), Leiter Produktion & Logistik bei Zweifel. «Es waren die ersten gewürzten Chips, und sie haben den Schweizer Geschmack wohl mitgeprägt.»

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Chipsproduktion bei der Bina. (Bild: Bina)

Chips in Zahlen

16 Prozent mehr Chips als im Vorjahr wurden 2020 in der Schweiz vertilgt. Total waren es ca. 11 Millionen Kilo Chips.

12,8 Millionen Säcke Chips hat die Bina 2020 für die Migros im produziert, das entspricht rund 35 000 Beuteln pro Tag. 

52 Prozent aller in der Migros verkauften Chips haben Paprikageschmack. Auf Platz 2: Nature (31%).

14 000 Tonnen Kartoffeln verarbeitet die Bina pro Jahr zu Chips – Tendenz steigend. Zudem 150 Tonnen Paprika-Gewürz.

23 Chipssorten verteilt über 44 Artikel produziert die Bina allein für das Migros-Sortiment. Davon 5 mit Paprika.

15 Minuten dauert es, bis aus den angelieferten Kartoffeln abgepackte Chips geworden sind.

Die Bina produziert Chips seit 1966 – und von Anfang an auch Paprika. Nun gibt es mit der neusten Kreation erstmals eine Chipssorte, bei der die Paprika nicht wie sonst aus Spanien, sondern aus der Schweiz stammt – so wie bei allen anderen Gewürzen der FarmChips.

Aber weshalb überhaupt nochmals eine Paprikasorte? «Weil die FarmChips ein anderes Zielpublikum haben – und diese so beliebte Geschmacksrichtung fehlte noch», sagt Neukomm. Über die Details der diversen Gewürzmischungen will niemand Genaueres verraten.

«Dass alle etwas anders schmecken, liegt auch an der Zubereitung, Dicke und Form der Chips», erklärt Diego Cippà (60), Produkteentwickler bei der Bina – und dort schon seit zehn Jahren mit Chips beschäftigt. «Die gleiche Gewürzmischung schmeckt auf einer dicken Chipsscheibe anders als auf einer dünnen oder geriffelten.»

Der «Kassensturz» liess 2016 neun Paprika-Chips-Sorten vom Publikum degustierten und erstellte eine Rangliste der beliebtesten Sorten. (Video: SRF)

Anders als Zweifel hat Bina ihre Paprika-Chips geschmacklich durchaus schon angepasst. «Auch die Kartoffeln und der Paprika haben sich verändert», sagt Cippà. «Seit 2019 werden zudem keine geschmacksverstärkenden Zusatzstoffe wie Glutamat mehr verwendet.»

Kniffliges Tüfteln für neue Sorten

Obwohl die Sorten Paprika und Nature über 80 Prozent der bei der Migros verkauften Chips ausmachen, tüfteln die Entwickler laufend an neuen Geschmacksrichtungen. Doch nur 10 bis 20 Prozent aller Ideen schafften es letztlich bis ins Sortiment, sagt Philipp Neukomm. «Die Entwicklung dauert sechs bis zwölf Monate.» Und mit etwas Erfahrung wisse man eigentlich schon beim ersten Biss, ob etwas eine Chance haben könnte oder nicht.

Das, was nach ausgiebigen Degustationen intern und mit Kunden in die Läden kommt, findet meist Anklang – aber nicht immer. Bei Zweifel ist das genauso. «Auch mit viel Erfahrung bleibt es schwierig, den Geschmack des Publikums vorauszusehen», sagt Pietro Realini. «Das, was man selbst gut findet, funktioniert längst nicht immer.» Bis heute vermisst er die Randen-Chips mit Meerrettich, die nicht lange im Sortiment blieben. «Ich habe sie geliebt, war aber wohl der Einzige...»

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Kartoffelchips selber machen…

… ist gar nicht so schwierig. Migusto erklärt hier wie es geht.

Nach Cippàs Erfahrung müssen Chips geschmacklich zu Apéros oder als Begleitung zum Grillieren passen. «Deshalb funktioniert Paprika so gut. Aber anders als im Ausland, wo einem eher süsser Paprika begegnet, bevorzugt man hier Salziges und Rauchiges.»

Unwiderstehlicher Mix

Weil wegen Corona mehr Leute zu Hause vor dem Fernseher sassen, stieg der Chipskonsum letztes Jahr an. Auch in EM- und WM-Jahren werden in der Regel mehr verkauft.

Und wer den Chipssack mal geöffnet hat, dem fällt es meist schwer, nach ein paar wenigen wieder aufzuhören. Es ist wohl der Mix aus Gewürzen, Salz, Fett und Kohlehydraten, der die Kartoffelscheiben so unwiderstehlich macht. Hinzu kommt das Knuspergefühl beim Essen. Bei all dem wird laut Ernährungswissenschaftlern das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert.

Und die Entwickler gestehen offen, dass das auch bei ihnen bestens funktioniert... 

So werden die neuen Farm Chips Paprika bei der Bina produziert. (Video: Bina)

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