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Permakultur

Hole die Natur auf deinen Balkon

Eigenes Gemüse auf der Terrasse, mitten in der Stadt – nichts Neues. Wenig bekannt ist, dass dabei sogar die Prinzipien der Permakultur angewandt werden können. Wie es geht.

Text Patricia Brambilla
Datum
Nachhaltige Üppigkeit ist auch auf dem Stadtbalkon möglich (Bild: Getty Images/iStock)

Nachhaltige Üppigkeit ist auch auf dem Stadtbalkon möglich (Bild: Getty Images/iStock)

Im Garten oder auf dem Balkon die Natur so walten lassen, wie sie es in freier Laufbahn auch tut: Das macht die Permakultur. Sie hat schon vor Jahren in privaten Gärten Einzug gehalten. Denn, ursprünglich als Konzept für nachhaltige Landwirtschaft entwickelt, tut die Kreislaufwirtschaft nicht nur der Umwelt gut, sondern auch dem Gärtner. Barbara Garofoli, Kursleiterin an der Klubschule Migros, erklärt: «Das in den 1970er Jahren entstandene Konzept der nachhaltigen Landwirtschaft ist eine Philosophie, die über den Gemüsegarten hinausreicht. Wenn man gärtnert, verbindet man sich mit der Erde und lernt, Lebensmittel zu schätzen». Hier die Tipps der Expertin, die in ihrem Lehrgarten in La Forclaz VD Kurse anbietet, für den Einstieg in die Permakultur auf dem Balkon:

Achte auf die Witterung

Stell zunächst einen Tisch und einen Stuhl auf den Balkon, setz dich hin und beobachte: Wo hat es Schatten hat, wo Sonne, wo Wind? Die ist wichtig fürs Anlegen des Gemüsegartens. Die Bedürfnisse deiner Sorten findest du auf den Saatgutbeuteln und Schildern der Setzlinge.

Schichte die Erde

In der Permakultur geht es darum, die Ökosysteme des Waldes nachzuahmen. Für eine Topfkultur ist es umso wichtiger, einen möglichst natürlichen Bodenaufbau nachzubilden: Fülle zuunterst in den Topf eine  Schicht aus kleinen Kieselsteinen oder Schotter, darüber etwa 20 Zentimeter eines Gemisches aus Erde und Kompost. Zuoberst kommt eine Mulchschicht oder eine Gründüngung wie zum Beispiel Klee.

Setze auf Artenvielfalt

Erdbeeren und Tomaten auf dem Balkon? Kein Problem, aber achte auf  Vielfalt. Pflanze zum Beispiel Gariguette- neben Mara-Erdbeeren und Tomaten der Sorte Ochsenherz neben Berner Rosen. «Damit erhöhen sich die Erntechancen», erklärt Barbara Garofoli. Und es hilft, Schädlinge und Schmarotzer zu verwirren.

Permakultur in der Klubschule

Auch die Migros Klubschule bietet Kurse für Permakultur an, zum Beispiel als halb virtueller und halb physischer Kurs im August und September.  Mehr auf www.klubschule.ch.

Nutze die volle Dimensionen

Im Wald interagieren Ökosysteme auf mehreren Ebenen. Dasselbe gilt für den Balkon, wo man sich mit Gefässen, Hängekörben und Spalieren austoben kann. Nutze eine sonnige Wand für Tomaten und Bohnen. Wenn du an Gittern oder Stäben Kletterpflanzen, Zwergbohnen oder Zuckerschoten hochziehst, dienen diese gleichzeitig als grüner Paravent.

Rezykliere alles, wirklich alles

Gemäss dem Prinzip der Permakultur geht keine Substanz verloren, alles wird rezykliert. Anstatt also Gemüseabfälle, Schalen und Eierschalen wegzuwerfen, lasse sie in einem Bokashi zersetzen: Mit diesem hermetisch verschlossenen Komposter lassen sich Küchenabfälle in Dünger umwandeln – und zwar geruchlos. Nach vierzehn Tagen wird der Saft aus dem Bokashi abgezapft und verdünnt als Dünger verwendet. Und nach zwei Monaten verwandelt sich der ganze Kompost in Pflanzerde.

Setzte auf Rundes

Die Natur liebt Kurven. Samen sind oval, Stämme rund. Wähle auch runde Töpfe statt eckige. «Das Runde empfängt und bewahrt», sagt Barbara Garofoli, «im abgerundeten Rand des Topfes können sich Nährstoffe ansammeln.»

Kombiniere wie auf dem Teller

«Was auf dem Teller gut zusammenpasst, harmoniert auch im Garten.» Deshalb müssen wir glückliche Partnerschaften fördern. Wie etwa Tomate und Basilikum: Hier dient das üppige Blattwerk der Tomate dazu, die empfindliche kleine Aromakönigin vor Sonnenbrand zu schützen. Oder Zucchini und Zwiebeln:  Erstere nehmen den Luftraum ein, während Letztere wenig Platz nach oben beanspruchen. Die unterschiedlichen Reifezeiten erlauben ausserdem interessante Kombinationen: Fenchel nimmt gerne den Platz ein, den der Mangold hinterlassen hat.

Bedecke die Oberflächen

Achte darauf, dass es nirgends nackte Oberflächen gibt. Unbedeckte Erde trocknet schneller aus und wird kompakt. Decke sie ab mit Substraten, die Feuchtigkeit zurückhalten: Stroh, Holzschnitzel, fein gehäckselte Pflanzenabfälle. Diese so genannte Mulchschicht hilft auch Wasser zu sparen. Pflanzen wie Thymian, Radieschen oder Portulak können selber als Abdeckung dienen und später sogar verzehrt werden.

Buchtipp

«Permakultur auf dem Balkon» von Ulrike Windsperger, 2021, Verlag Südwest, bei exlibris.ch

Wässere regelmässig

Länger als eine Woche sollten Balkonpflanzen nicht ohne Bewässerung bleiben, in einem heissen Sommer schon gar nicht. Damit sie auch bei Abwesenheit versorgt sind, stecke eine halbierte Petflasche mit dem Verschluss nach unten in die Erde und fülle sie mit Wasser. 

Sei kreativ

Permakultur ist eine Philosophie, ein globaler Ansatz, der auf drei ethischen Säulen basiert: Sorge für die Erde, Sorge für die Menschen, teile! Aber es ist eine Art des Gärtnerns, die auch Spass macht. Probiere unterschiedliches Saatgut aus, setze neues Gemüse und neue Blumen, experimentiere mit Gefässen. Teile deine Ernte mit andern. Wenn man die obigen Regeln beachtet, kann man fast nichts falsch machen. 

Do it + Garden hat alles für die eigene Permakultur

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