Priscilla Schwendimann, hätten Sie vor zehn Jahren auch schon eine Stelle als Pfarrerin bei der reformierten Kirche Zürich bekommen?
Absolut. Es gibt erstaunlich viele queere Pfarrpersonen bei den Reformierten. Ich kenne eine Pfarrerin, die schon vor 30 Jahren mit ihrer Partnerin in einem Dorf ins Pfarrhaus gezogen ist, das war überhaupt kein Thema.
Die reformierte Kirche ist schon so lange entspannt gegenüber Lesben und Schwulen?
Sicherlich nicht überall gleich. Aber mir persönlich ist Homophobie bisher nicht begegnet. Und bereits 1998 gab es die ersten Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare.
Das steht in scharfem Kontrast zum Ringen der katholischen Kirche mit dem Thema.
Sehr. Als unser Antrag für das neue LGBTQ-Pfarramt diskutiert wurde, kamen intern auch ganz viele Reaktionen, was das überhaupt solle, das Thema sei doch längst gegessen.
Kommen die Gläubigen in Ihrem Gottesdienst damit ebenso entspannt klar? Wissen die das überhaupt?
Ja, meine Frau kommt meist mit in den Gottesdienst – tut sie es mal nicht, wird erstaunt nachgefragt. (lacht) Aber das Publikum hat sich auch gewandelt, ist jünger und queerer geworden. Was sicherlich auch mit meiner Medienpräsenz in letzter Zeit zu tun hat.

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