Regina Martin hat einen Hochrisiko-Job. Nicht zu vergleichen mit demjenigen eines Bergretters, aber: Zwischen Gelingen und Absturz liegt bei beiden lediglich ein Schritt – oder, in ihrem Falle, eben ein Schnitt. Einmal die Schere fahrig angesetzt und die Arbeit unzähliger Stunden ist zunichte.
Also setzt die 52-Jährige die kleine Schere, die über einen ganz speziellen Schliff verfügt, einer Chirurgin nicht unähnlich, am Rand des einmal gefalteten Papiers an und macht einen kleinen Schnitt. Abertausende werden in den nächsten Wochen folgen. Bis zu drei Monate sitzt Regina Martin an einem einzelnen Werk. «Täglich mindestens sechs Stunden», betont sie, «manchmal, wenn ein wichtiger Auftrag termingerecht fertig sein muss, halt auch mehr.» Konzentration, Vorstellungsvermögen, Fantasie, Präzision und Disziplin sind die treuen Begleiterinnen der Saanenländerin.