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Besuch im Katzensalon

Waschtag für Cappucino

Verfilzte Langhaarkatzen und müffelnde Bauernhofkatzen – im Katzensalon von Olga Korovin werden Stuben- und Strassentiger wieder sauber und flauschig.

Text Rahel Schmucki
Fotos Julius Hatt
Datum
194865

Katze, gebadet: Olga Korovin hat Kunde Cino nach dem Bad sorgfältig in ein Tuch gewickelt, damit er nicht friert. 

In der blauen Kiste in der Ecke bewegt sich etwas, ein leises Mauzen dringt durch die Luftlöcher. Immer wieder blitzen zwei strahlend blaue Augenpaare auf. Die zwei Birmakatzen Cino und Evita warten gemeinsam auf ihren Friseurtermin bei Olga Korovin in Müllheim TG. Seit über zwei Jahren kämmt, wäscht und föhnt die ausgebildete Katzenfriseurin Haus- und Rassenkatzen.

Cino, der eigentlich Cappuccino heisst, ist als erster an der Reihe. Olga Korovin nimmt den langhaarigen Kater behutsam aus der Transportbox und flüstert ihm beruhigende Worte ins Ohr. Dann setzt sie ihn auf den Behandlungstisch. «Ich mache zuerst die Maniküre», sagt Korovin (48) und schneidet vorsichtig die vordersten Spitzen von Cinos Krallen. Der liegt ruhig da, das Prozedere kennt er bereits gut. Der fünfjährige Kater wird jeden zweiten Monat hierhergebracht. «Aus medizinischen Gründen», erklärt die Katzenpflegerin. Der Kater habe eine nicht ansteckende Krankheit und seine vorherigen Besitzer hätten sein Fell völlig verwahrlosen lassen. «An manchen Stellen hatte er Haare verloren. Der Rest war komplett verfilzt», erzählt seine neue Besitzerin später beim Abholen. Cino lebt heute bei einer Familie aus Winterthur ZH, die ausser Cino auch noch eine Tierheimkatze adoptiert hat. Die neuen Besitzer haben Cino aufgepäppelt und bringen ihn seither zur Fellpflege. «Obwohl es ihm wieder besser geht und er sehr gesund aussieht, hat er nicht die Kraft, sein Fell selber zu pflegen», erklärt Korovin und nimmt einen Kamm in die Hand. Bevor der Kater gewaschen wird, kämmt sie sein Fell durch. Dabei kommen büschelweise weisse Haare raus. Der Kater wirft sich gegen den Kamm, er scheint es zu geniessen.

Saubere Katzen sind glückliche Katzen

Erster Katzenfriseur

Olgas Korovins Salon gehört zur Catmosphere Gruppe, die 2012 den ersten Salon für die Fellpflege von Katzen in der Schweiz eröffnet hat. Die Inhaberin Helena Wittwer (48) hatte sich in den USA zur Katzenfriseurmeisterin ausbilden lassen und führt heute selber immer noch einen Salon in Murgenthal AG. Ausserdem bildet sie Katzenfriseure aus. Olga Korovin ist eine von ihnen, sie ist heute Franchisepartnerin von Helena Wittwer. Ihr Katzensalon, eingerichtet in einem Trailer, steht meistens neben ihrem Haus. Nebenbei ist Olga Korovin auch Züchterin von sibirischen Katzen. Zurzeit kümmert sich gerade um 16 kleine Kätzchen aus zwei Würfen.

Cino ist nun bereit für sein Bad. Korovin lässt warmes Wasser in eine kleine Wanne ein. Es muss 38 Grad warm sein, denn das ist die Körpertemperatur der Samtpfoten. «Viele wissen nicht, dass Katzen nicht ungern im Wasser sind, wenn die Temperatur stimmt», erklärt Olga Korovin. Und setzt den Kater mit den Hinterbeinen ins vorbereitete fettlösende Schaumbad. Während die Friseurin sein Fell vorsichtig mit der Duschbrause nassmacht, hält sich Cino mit den Vorderbeinen am Beckenrand fest und schaut entspannt umher. «Wenn man die Katzen mit dem Geräusch des laufenden Wassers nicht überrascht und die Katze richtig hält, ist so ein Bad für die Katze sogar angenehm», sagt sie. Auch beim Shampoonieren mit einer unparfümierten Seife bleibt er ruhig im Becken stehen. «Das ist wie eine Massage für ihn», sagt die Friseurin und nimmt erneut die Duschbrause in die Hand, das Shampoo muss wieder rausgespült werden. Beim ersten Wasserstrahl zuckt der Kater zusammen und versucht zu fliehen. Schaum spritzt durch die Luft und er mauzt laut, bis seine Schwester Evita ihm aus der Box antwortet. «Jetzt hatte der Boiler gerade einen Aussetzer und es kam etwas kälteres Wasser raus», erklärt Korovin und redet beruhigend auf den Kater ein. Und tatsächlich: Mit dem warmen Wasser beruhigt sich Cino wieder und lässt den Rest der Waschprozedur entspannt über sich ergehen. Das Fell hängt nass an Cinos jetzt ganz dünnem Körper und die Haut schimmert an manchen Stellen durch.

Auch Bauernhofkatzen

Zum Katzenfriseur kommen nicht nur Rassenkatzen. «Die Hälfte unserer Kunden sind Hauskatzen», sagt Catmosphere-Inhaberin Helena Wittwer. Das seien zum Beispiel auch Bauernhofkatzen, die sich in Gülle gewälzt hätten und vom strengen Geruch befreit werden müssen.

Ein Besuch beim Katzencoiffeur lohne sich aber für alle Katzen. «Wir pflegen das Katzenfell, indem wir es waschen, föhnen und anschliessend gründlich auskämmen», sagt Wittwer. Ein Katzenfell schere sie nur im äussersten Notfall, etwa bei starken Knoten oder wenn es die Gesundheit des Tieres erfordere. «Wird ein Katzenfell geschoren, wächst es je nach Alter und Gesundheitszustand der Katze nicht mehr schön nach», sagt Wittwer.

Bei den Birmakatzen etwa – bekannt für ihr helles Fell, die hellen Pfoten sowie die dunklen Beine, Gesicht, Schwanz und Ohren (auch Points genannt) –, ändere sich manchmal nach dem Rasieren die Fellfarbe. Ein solcher Salonbesuch mit Vollpflege kostet 171 Franken.

Mit Ohrenschonern 

Olga Korovin wickelt Cino in ein Frotteetuch – «wie ein Baby» – putzt ihm die Ohren und die Augen mit einem Wattebausch und stellt ihn in die Föhnbox. Er kauert in einer Ecke, während von unten und von der Seite Luft mit Zimmertemperatur reingeblasen wird. Nach 15 Minuten nimmt ihn Korovin wieder heraus. Cinos Fell ist ganz strubbelig, die Haare stehen in alle Richtungen ab. «Ganz trocken ist er aber noch nicht», sagt Korovin und zieht ihm eine violette Frotteebandage über den Kopf. Dieser Ohrenschoner trockne das Fell am Kopf und schütze die Ohren vor Geräuschen. Sie setzt sich hin, in der einen Hand den Föhn, in der anderen einen Kamm. Cino liegt auf dem Rücken auf ihren Knien und lässt sich Bauch und Beine kämmen und trockenföhnen.

In der Luft tanzen weisse Katzenhaare, während Olga ganze Büschel aus Cinos Fell entfernt. Nach rund eineinhalb Stunden ist sein Haar wieder glänzend und flauschig. Beim letzten Check auf dem Behandlungstisch scheint Cino etwas müde. «Nach dem warmen Bad sind die Katzen oftmals müde und entspannt und brauchen ein Runde Schlaf», erklärt die Friseurin. Der Kater darf sich vorerst in seine Transportbox legen, jetzt ist Evita an der Reihe. «Sie pflegen wir mehr aus kosmetischen als aus medizinischen Gründen», sagt Korovin. Nach eineinhalb Stunden ist auch Evitas Fell sauber und flauschig. Gemeinsam warten die beiden, bis sie von ihrer Besitzerin abgeholt werden.

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