Rund 10’000 Lehrstellen konnten dieses Jahr landesweit nicht besetzt werden. Besserung ist jedoch in Sicht.
Dani Duttweiler, welche Berufe sind besonders betroffen?
Die Zahl der unbesetzten Stellen liegt im üblichen Rahmen der letzten Jahre. Betroffen sind vor allem handwerkliche Berufe und solche, bei denen mit hohem Körpereinsatz gearbeitet werden muss. Dazu gehören neben dem Detailhandel auch die Bau- oder die Gastrobranche.
Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde befürchtet, dass die Zahl der Lehrstellen stark zurückgehen könnte – ist dies passiert?
Erfreulicherweise nicht. Lehrstellen gelten bei Firmen als langfristige Investition, auch wenn die Lage gerade schwierig ist. Ausserdem hilft, dass das Schweizer Berufsbildungssystem enorm durchlässig ist. Auch auf Basis einer Lehre gibt es viele interessante Karrierewege mit guten Löhnen. Via Berufsmatur und Passerelle steht auch die Universität offen.
Weshalb wollen dennoch viele keine Lehre machen?
Das liegt auch daran, dass einige gut gebildete Eltern aus dem Ausland mit dem Schweizer System nicht vertraut sind und ihre Kinder deshalb lieber ans Gymnasium schicken. Aber auch die Arbeitsbedingungen in einigen Berufen spielen eine Rolle – etwa dass man unregelmässige Arbeitszeiten hat oder Schicht arbeiten muss.
Gibt es Bereiche, wo es gar keinen Nachwuchs mehr gibt?
Mir ist keiner bekannt. Es gibt rund 230 Lehren in der Schweiz, zwei Drittel der Stellen finden sich in den 20 meistgewählten Berufen. Einige handwerkliche Berufe erleben sogar ein Revival, etwa der Hufschmied – allerdings ist der heute weniger in der Landwirtschaft als im Freizeitbereich und Sport gefragt. Es kommen auch laufend neue Berufe hinzu, wie beispielsweise in der Gebäudeinformatik.
Wird es irgendwann wieder leichter, Lehrstellen zu besetzen?
Tatsächlich sind nun geburtenstarke Jahrgänge in Sicht – also mehr junge Leute, die Lehrstellen suchen. In einzelnen Kantonen wie Zürich macht sich das bereits bemerkbar. Es kann also sein, dass es in ein paar Jahren wieder mehr Suchende als Lehrstellen gibt. Diese Situation hatten wir letztmals 2003 – und haben damals viel Erfahrung gesammelt, wie man damit umgehen kann. Lernende müssen sich deswegen also keine Sorgen machen.