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Impfstart: Corona-Impfzentrum Basel

Ein Stich gegen Corona

Das Corona-Impfzentrum in Basel-Stadt hat seine Türen Ende Dezember als Erstes in der Schweiz geöffnet. Was die Besucher beim «Impf-Parcours» dort erwartet.

Text Martina Frei
Fotos Basile Bornand
Datum
station-impfung

In normalen Zeiten wuseln in der 4000 Quadratmeter grossen Messehalle Tausende von Besuchern herum und unterhalten sich. Jetzt, am letzten Mittwoch des Jahres, warten hier etwa 50 überwiegend ältere Menschen geduldig und schweigend. Etwa eine Stunde dauert der «Parcours» mit vier Stationen, den sie nun durchlaufen, vor allem aber durchsitzen werden. Ein Parcours, der die Pandemie eindämmen helfen soll.

«Fast ein Jahr lang in Angst»

«Viele, die hierherkommen, haben bis jetzt fast ein Jahr lang Angst gehabt, dass sie sterben könnten», sagt Esther Ammann, die Kantonsapothekerin. Seit September hat sie mit ihrem Team Vorbereitungen für das Impfzentrum getroffen. 5000 Impfdosen gegen Covid-19 hat Basel-Stadt bislang erhalten. Zu wenig, um die grosse Nachfrage zu decken. In Dutzenden von E-Mails würden zum Beispiel Menschen mit schweren Lungenerkrankungen flehentlich um die Impfung bitten. «Heute morgen konnten wir 170 zusätzliche Impftermine anbieten. Innert drei Minuten waren sie ausgebucht», sagt Daniel Uebersax, der Leiter des Impfzentrums.

Wichtige Unterlagen

Zwei von ihnen sind Susan und Christopher Hughes. Das Paar wohnt schon seit 40 Jahren in Basel. Die Hughes haben online einen Termin ergattert. Mit Krankenkassenkärtchen, Impfbüchlein, unterschriebener Einverständniserklärung und Identitätskarte ausgerüstet, wartet das ältere Ehepaar darauf, dass es an die Reihe kommt.

Christopher und Susan Hughes aus Basel haben sich gegen Covid-19 impfen lassen.

Christopher und Susan Hughes aus Basel haben sich gegen Covid-19 impfen lassen.

Vertrauen in den Impfstoff

Lassen Sie sich impfen?

«Für mich war immer klar, dass ich mich impfen lasse», sagt die 75-jährige Susan Hughes. «Die Gefahr, an Covid zu erkranken, ist viel grösser als die, dass ich allergisch auf den Impfstoff reagieren werde.» Auch er habe keine Bedenken, sagt einer ihrer Sitznachbarn, «ich bin schon so oft geimpft worden in meinem Leben. Alle sollten sich impfen lassen», findet der ältere Mann.

Station 1: Fieber messen und Formalitäten

Nach etwa 20 Minuten Warten sind die Hughes dran: Der Herr am Empfang misst zuerst mit einem Thermometer ihre Temperatur. Das soll Gewähr bieten, dass niemand mit akutem Infekt geimpft wird. Dann werden die Formalitäten erledigt, und das Ehepaar bekommt gleich noch seinen nächsten Impftermin. Ein schwacher Impfschutz setzt zwar möglicherweise bereits 14 Tage nach der ersten Dosis ein, doch damit die Impfung wirklich anschlägt, braucht es zwei Pikser im Abstand von drei Wochen.

Schritt für Schritt zur Impfung

Station 2: Fragen

Zunächst aber heisst es wieder Platz nehmen. Wer medizinische Fragen zur Impfung hat, kann sie hier, im «Wartebereich 2», einem der Ärzte stellen, die dafür Beratungsboxen haben – die zweite Station des Parcours. «Es ist alles tipptopp. Man weiss genau, wo man hinmuss», freut sich eine ältere Dame. Pfeile am Boden und hilfsbereites Personal, das jeden Besucher zur nächsten Station führt, weisen den Weg.

Das «Juwel»: der Impfstoff

Die insgesamt vier Stationen führen U-förmig um das für die Besucher verschlossene Materiallager herum. Dort lagert in zwei Kühlschränken «das neue Juwel», wie es Daniel Uebersax nennt: der Impfstoff gegen Covid-19. Und genau wie ein Juwel wird das helle Pulver bewacht. Immer wenn jemand die Kühlschranktür öffnet, bekommt Uebersax eine Meldung auf seine Sportuhr – eine Sicherheitsmassnahme. An wichtigen Stellen wachen Securitas-Mitarbeiter. Ausserdem tragen alle 60 Mitarbeitenden des Impfzentrums – wie Bodyguards im Film – einen «Knopf» im Ohr. Sollte ein Sicherheits oder ein medizinischer Notfall passieren, werden sie über diesen Kanal sofort verständigt. «Wir haben die gleichen Sicherheitsvorkehrungen wie bei der Basler Schmuck- und Uhrenmesse», sagt Uebersax.

Station 3: Die Spritze

Susan und Christopher Hughes sind mittlerweile in die erste Sitzreihe vorgerückt. Noch fünf Minuten bis zum Piks. Äusserlich wirken beide gelassen. Sie sei «auf positive Art aufgeregt», sagt die 75-Jährige, und vor allem erleichtert, dass es nun einen Impfstoff gebe. In der Impfkabine müssen beide zunächst Fragen beantworten: «Nehmen Sie Blutverdünner? Haben Sie schon einmal auf eine Impfung reagiert? Haben Sie Vorerkrankungen?», möchte die Mitarbeiterin Vesna Vujic wissen. Bei einer Blutverdünner-Einnahme etwa würde sie eine dünnere Nadel verwenden. Dann kommt die Impfung, die zuvor sorgfältig zubereitet wurde. Denn einmal aufgetaut, ist der Impfstoff sehr fragil. Darum behandeln die Mitarbeiter ihn wie ein rohes Ei. Vujic desinfiziert eine Stelle am Oberarm von Susan Hughes und setzt die Nadel an. «Den Piks hat man fast nicht gespürt. Ich bin beeindruckt, wie gut alles organisiert ist», sagt Susan Hughes danach. Das sei eben typisch für Basel, «darum leben wir ja auch seit 40 Jahren hier», ergänzt ihr Mann, und beide lachen.

Station 4: Überwachen

Zuletzt heisst es nochmals warten, mindestens 15 Minuten. Das dient der Sicherheit, falls eine allergische Reaktion auftreten würde. In den ersten zwei Tagen gab es keinen medizinischen Notfall, aber fünf Patienten mit hohem Blutdruck vor Aufregung. Für den Worst Case stehen immer zwei ausgebildete Notfallspezialisten und ein Notfallraum bereit.

Die grosse Erleichterung

Als 20 Minuten verstrichen sind, fahren Susan und Christopher Hughes über die Rolltreppe wieder hinaus ins Freie. An der nahen Tramhaltestelle stehen weitere «Impflinge». Wie wars? «Herrlich!», sagt ein älterer Mann. Und seine Frau: «Super!».

Kann ich mich impfen lassen?

Das müssen Sie wissen

Klären Sie im Vorfeld mit Ihrem Hausarzt, ob Sie zur Risikogruppe gehören, und lassen Sie sich eine Bescheinigung geben, die Sie zum Impfen mitbringen müssen.

Die Liste der Erkrankungen, die das Bundesamt für Gesundheit als Risiko einstuft, ist hier zu finden: bit.ly/bag-risikokrankheiten

Es darf nicht geimpft werden, wenn jemand Fieber hat oder akut krank ist. Kinder (auch solche mit Erkrankungen) werden noch nicht geimpft, weil sie nicht zur Risikogruppe zählen und die Impfstoffe bisher nur an Erwachsenen getestet wurden. Auch schwangere Frauen sind vorerst von der Impfung ausgeschlossen.

Fragen und Antworten

So schützen Sie sich

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