Herr Zumbrunnen, wie viel Kaffee trinken Sie am Tag?
Im Durchschnitt sind es etwa fünf Tassen. Aber es können auch mal mehr sein.
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Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen ist Coffee B-Fan der ersten Stunde. Wie viel Kaffee trinkt er, welche Sorte – und wieso ist die Delica-Innovation gar besser als die Lottoziehung?
« Einen so langen, komplexen und faszinierenden Innovationsprozess habe ich in meiner ganzen Karriere so noch nicht erlebt. «: Fabrice Zumbrunnen zur Lancierung von CoffeeB. (Bild: Torvioll Jashari)
Herr Zumbrunnen, wie viel Kaffee trinken Sie am Tag?
Im Durchschnitt sind es etwa fünf Tassen. Aber es können auch mal mehr sein.
Erinnern Sie sich an Ihren allerersten Kaffee?
Ja klar, das war zu Hause als Kind. Er war sehr süss, mit viel Milch und Zucker. Heute würde ich das nicht mehr als Kaffee bezeichnen.
Wann haben Sie denn den ersten echten Kaffee getrunken?
Das war in Italien, als Jugend-licher. Ein echter Espresso, zubereitet mit einer Siebträgermaschine.
Kaffee war eines der ersten Produkte in den Verkaufswagen der Migros, die Dutti lanciert hatte. Nun lanciert die Migros Coffee B, Kapselkaffee ohne Kapsel. Was bedeutet Ihnen die Neuheit?
Sie bedeutet mir und natürlich auch der Migros sehr viel. Ich spürte von den ersten internen Diskussionen an viel Begeisterung. Trotz vieler offener Punkte war schnell klar: Das machen wir, da glauben wir daran und sind bereit, viel Arbeit und Zeit zu investieren. Einen so langen, komplexen und faszinierenden Innovationsprozess habe ich in meiner ganzen Karriere so noch nicht erlebt.
Weshalb war das so klar?
Weil die Innovation alle wichtigen Kriterien erfüllt: Der Kaffee soll hervorragend schmecken, das ist klar. Zudem muss das Produkt so einfach wie möglich sein. Und es sollte selbstverständlich nachhaltig sein. Gegenüber Vollautomaten und Siebträgern zum Beispiel hat Coffee B den Vorteil, dass pro Tasse weniger Kaffee verbraucht wird. Das verringert den ökologischen Fussabdruck um rund 30 Prozent. Die Coffee Balls sind zudem im Garten kompostierbar.
Die Maschine mit Coffee Balls erinnert an die Ziehung der Lottozahlen. Welche Erinnerung weckt sie bei Ihnen?
In der Tat hat die Kugel etwas Spielerisches. Im Gegensatz zum Lotto gewinnen Sie bei Coffee B aber mit jeder Kugel etwas. Ich finde es faszinierend, dass der Kaffee in einem Ball portioniert ist, sehr elegant.
Warum sind Sie als Präsident der Migros-Generaldirektion persönlich so stark in die Kommunikation von Coffee B involviert?
Weil es die grösste Produktinnovation der Migros-Geschichte ist. Ich bin den Kolleginnen und Kollegen, die mitgearbeitet haben, extrem dankbar, und es macht mich stolz, dass sie uns gelungen ist. Und weil wir Ambitionen haben, die deutlich über die Schweizer Grenze hinaus gehen. Wir setzten damit auch ein Zeichen, welche Bedeutung Innovation für die ganze Migros-Gruppe hat.
Hinter dem Produkt stehen eine lange Entwicklungszeit und viel Know-how. Wie lange hat es gedauert von der ersten Idee bis zur Lancierung?
Wir haben fünf Jahre investiert. Denn für Coffee B musste alles neu entwickelt werden: Zuerst die Kaffeekugel. Eine pflanzenbasierte Schutzschicht hält ihn zusammen, sie sorgt für Stabilität und schützt vor Aromaverlust. Daran haben wir sehr lange getüftelt. Auch muss der Kaffee richtig gehandhabt werden: Geschmack, Dosierung – das muss alles stimmen. Dann ist auch die Maschine neu, damit sie mit den Coffee Balls kompatibel ist. Und schliesslich brauchts für die Produktion der Coffee Balls eine neue Technologie. Auf Produkt- wie auf Industrie-Ebene waren das grosse Herausforderungen. Und am Ende kam das Fine-tuning, denn dort stand immer die Frage: Schmeckt der Kaffee?
Und?
Ja, er schmeckt – und wie! Das Genusserlebnis mit Coffee B ist intensiver als bei anderen Kapselsystemen. Man sieht und riecht den Kaffee nicht erst in der Tasse. Bei Coffee B berühren Sie die Kugel. Sie spüren, sehen und riechen den Kaffee also schon vor der Zubereitung. Und auch nach dem Brühen ist es immer noch Kaffee, den Sie, wenn Sie das möchten, als wertvollen Dünger für Ihre Pflanzen verwenden können. Das ist einzigartig bei einem Kapselsystem und macht den Kaffeegenuss noch grösser.
100 000 Tonnen Kapselmüll fallen jedes Jahr weltweit an. Coffee B liefert dagegen ein starkes Argument. Aber: Man muss dafür eine neue Maschine kaufen. Ist der Wechsel nicht umweltschädlich?
Klar, eine Maschine ist eine Maschine. Unsere besteht zu einem möglichst grossen Anteil aus rezyklierten Materialien, ist modular und reparierbar. Wir beobachten, dass Konsumenten von Kapselsystemen im Schnitt alle vier Jahre die Maschine wechseln. Wir wollen primär jene überzeugen, die vor einem Wechsel stehen.
Vor 36 Jahren hat Nestlé die erste Kapsel entwickelt, jetzt kommt von Migros-Tochter Delica wieder eine grosse Kaffeeinnovation aus der Schweiz.
Das ist in der Tat beeindruckend. Und gleichzeitig ein Beweis für die riesige Innovationskraft unseres kleinen Landes.
Warum konnte gerade die Migros im Kaffeemarkt eine solche Innovation realisieren?
Es gehören sicher viele Elemente dazu: Willen, Wissen, die richtigen Menschen. Die Migros hat sehr viel Know-how im Kaffee-bereich und bringt die nötigen Voraussetzungen für eine solche Innovation mit – in allen unseren Industrien ist Innovation in der DNA verankert. Aber klar, ein so grosser Coup wie Coffee B passiert nicht jeden Tag. Da gehören Glück und Zufall dazu.
Hatten Sie eigentlich nie Angst zu scheitern?
Klar, es gab auch Rückschläge. Aber wir haben immer an den Erfolg geglaubt und im Prozess sehr viel gelernt.
Coffee B soll es auch im Ausland geben. Wo genau?
Gleichzeitig mit der Schweiz haben wir es vergangene Woche in Frankreich lanciert, und im kommenden Jahr starten wir in Deutschland. Unser mittelfristiges Ziel ist es, das Produkt in Europa zu festigen. Denn der Kapselmüll ist kein Schweizer Problem, sondern ein globales. Wir führen Gespräche mit vielen Partnern, die allesamt begeistert sind. Auch dies habe ich so noch nie erlebt. Aber wir müssen auch auf unsere Produktionskapazi-täten schauen. Wir wollen diese natürlich ausbauen, aber das braucht Zeit.
Blicken wir noch etwas weiter in die Zukunft: Wohin geht die Reise von Coffee B?
Unser Traum wäre, dass die Migros direkt oder indirekt mit Partnern einen wesentlichen Beitrag leisten kann, den Kapselmüll zu reduzieren. Der Weg dahin ist sehr weit. Aber dieser Traum ist ein starker Motor.
Es gibt acht Sorten Coffee B. Welches ist Ihre bevorzugte?
Ristretto. Espresso Forte als Alternative. Stark und schwarz.
Was machen Sie mit dem gebrauchten Coffee Ball?
Ich kompostiere ihn im Garten, aber man kann ihn auch der Erde von Pflanzen und Kräutern zugeben. Ich habe zum Beispiel bemerkt, dass der Basilikum schön wächst, seit ich seiner Erde die gebrauchten Coffee Balls zugebe.
Schwarz oder mit Milch?
Schwarz
Mit Zucker oder ohne?
Ohne
Lungo oder Ristretto?
Ganz klar Ristretto
Cappuccino vor oder nach 11 Uhr?
Eigentlich gar nie. Aber wenn, dann nur morgens, so lautet die Regel in Italien.
Robusta oder Arabica?
Es hängt vom Kaffee ab. Es gibt Arabica-Sorten, die toll schmecken, manchmal ist er mir aber etwas zu süss. Darum tendiere ich eher zu Robusta.
Mit Guetzli oder mit Schöggeli?
Ich verzichte auf beides: schwarz und pur.