Am Ende des Gesprächs sagt Lissy Küpfer etwas Erstaunliches: «Mir geht es heute besser als vor einem Jahr.» Dabei hat die 35-jährige Bäuerin gerade von ihren schlechten Tagen erzählt, an denen ihr das Atmen schwerfällt, sie zittert, überfordert ist und keine Energie hat, um mit der Familie vom Hof im Emmental in den nächsten McDonald’s zu fahren. «An solchen Tagen frage ich mich, wozu ich noch da bin.»
Wie kommt sie also darauf, dass es ihr besser geht? Sie macht sich keinen Druck mehr. «Ich habe die Hoffnung auf Genesung nicht aufgegeben, aber meine neuen Grenzen akzeptiert», sagt Küpfer. Sie freue sich, wenn sie mit ihrer Tochter spielen oder die Kälber streicheln kann. Sie weiss aber, dass sie vor einem Konzert ihres Sohns einen Tag lang Energie sammeln muss und sich danach einen Tag erholen wird. Sie weiss, dass sie an guten Tagen nicht alles nachholen kann, was sie an schlechten nicht geschafft hat. Und sie weiss, dass sie Hilfe bekommt. Ihre Familie hat eine Putzhilfe engagiert, Brüder ihres Mannes packen im Stall mit an. «Meine Mutter macht seit über einem Jahr nichts anderes, als mich zu unterstützen.»