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Sumpfrohrsänger

Er kann mehr Vögel nachmachen als dein Handy Töne hat

Klein, fein und eine unglaubliche Stimme: Weshalb der Sumpfrohrsänger zum Vogel des Jahres gekürt wurde.

Text Simon Koechlin
Datum
Reist jedes Jahr um die halbe Erde: Der Sumpfrohrsänger. (Bild: iStockphoto)

Reist jedes Jahr um die halbe Erde: Der Sumpfrohrsänger. (Bild: iStockphoto)

Kein Schönling

Graubraunes Gefieder, feiner Schnabel, etwas kleiner als ein Spatz: Der Sumpfrohrsänger ist ein unscheinbarer Vogel. Er ist eine von drei Rohrsängerarten, die regelmässig in der Schweiz brüten. Vom eng verwandten Teichrohrsänger ist der Sumpfrohrsänger optisch kaum zu unterscheiden, der Drosselrohrsänger ist deutlich grösser.

Um die halbe Welt

Zwei Mal pro Jahr macht sich der Sumpfrohrsänger auf eine lange, gefährliche Reise. Er überwintert im Südosten Afrikas – 10'000 Kilometer beträgt der Zugweg dorthin aus der Schweiz. Erst Mitte bis Ende Mai kommt er aus den Überwinterungsgebieten in seine europäischen Brutplätze zurück. Er ist damit einer der spätesten Ankömmlinge unter den Zugvögeln.

Enormes Stimmrepertoire

Der Sumpfrohrsänger ist einer der erstaunlichsten Sänger der Vogelwelt. Seine Lieder, ein Schwall von quirlenden und pfeifenden Lauten, trägt er vor allem in der Dämmerung und nachts vor. Das Besondere: Sein Gesang besteht hauptsächlich aus Imitationen von Stimmen Dutzender anderer Vogelarten. Bei einigen Individuen wurden Imitationen von über 200 Arten nachgewiesen. Der Sumpfrohrsänger ahmt nicht nur europäische Vögel nach, sondern auch Stimmen, die er auf dem Zugweg oder im Überwinterungsgebiet im Süden Afrikas aufschnappt.

Daheim in Feuchtgebieten …

Der Name sagt es: Am wohlsten fühlt sich der Sumpfrohrsänger in feuchten Lebensräumen. Er bewegt sich gern in dichten Büschen, Weidensträuchern und im Schilf von Grabenböschungen oder Seeufern. Dort macht er Jagd auf Insekten und Spinnen. Das Nest flicht er in Hochstauden, zum Beispiel zwischen Brennnessel-, Mädesüss- oder Wasserdoststängeln. Das Weibchen legt drei bis sechs Eier.

… aber auf dem Trockenen

In den letzten 150 Jahren sind 90 Prozent der Feuchtgebiete in der Schweiz trockengelegt worden – und damit auch grosse Teile des Brutgebiets des Sumpfrohrsängers. Mit 3000 bis 6000 Brutpaaren ist der kleine Gesangskünstler heute zwar nicht gefährdet, aber auch nicht sehr häufig. «BirdLife Schweiz» ruft deshalb dazu auf, bestehende Feuchtgebiete zu schützen und zerstörte wiederherzustellen.

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