
Die Satiresendung ist zu Ende, aber Viktor Giacobbo und Mike Müller bleiben dem Publikum auf Bühne, Bildschirm und Leinwand ...
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Krimi oder Komödie? Fasten oder Feiern? Twitter oder «Blick»? Der Schauspieler und Comedian Mike Müller übers Jenseits und andere grosse Fragen.
Mike Müller ist derzeit im Kino («Der Bestatter») und im Theater zu sehen {«Erbsache Heinzer gegen Heinzer») zu sehen. (Bild: Karin Hofer/NZZ)
Einäschern. Eine saubere Sache. Ich hab erst kürzlich wieder eine Einfahrt gesehen – rein beruflich – und weiss: Da ist man in besten Händen. Übrigens hiess der Bestatter früher «Croque-Morts», also «Totenbeisser». Er musste die Leiche in die Zehe beissen, um den Tod sicherzustellen. Heute kennt die Medizin etwas bessere Methoden.
Filet. Aber wenn schon, sollten wir alles vom Tier essen. Wenn ich in St. Gallen bin, nehm ich gerne schon am Bahnhof eine Bratwurst vom Grill.
Mittlerweile Limmat. Früher, als Kanut, liebte ich die Aare, obwohl sie da noch nicht so sauber war wie heute – man wurde noch krank, wenn man kenterte. Ich hab mir schon überlegt, auf der Limmat Kanu zu fahren, aber ich fürchte, dafür bin ich momentan zu dick, das sähe einfach doof aus. Hauptsache Wasser, jedenfalls. Eine Stadt ohne Gewässer kann ich nicht ernst nehmen.
Neutralität mit Waffenlieferungen natürlich, wie bisher. Vielleicht müsste man noch etwas genauer hinsehen, an wen. Wie man jedenfalls auf der Seite eines kinderentführenden, vergewaltigenden Geheimdienstidioten stehen kann, ist mir ein Rätsel.
Mike Müller (59) ist Schauspieler und Satiriker. Sein neuer Film «Der Bestatter» kommt am 6. April in die Kinos, nachdem Müller die Rolle des Bestatters Luc Conrad schon in sieben TV-Staffeln gespielt hat. Zudem ist er mit seinem Theaterstück «Erbsache – Heinzer gegen Heinzer und Heinzer» in der Schweiz unterwegs. Müller lebt mit seiner Partnerin in Zürich.
Rampensau. Das ist eine Grundvoraussetzung für unseren einigermassen absurden Job. Als erwachsene Menschen vor Leute hinstehen und Quatsch machen braucht eine gewisse Rampensäuigkeit. Aber natürlich steh ich nicht den ganzen Tag vor 200 Menschen, sondern führe auch Gespräche, lese Bücher und entwickle Programme.
Twitter. Ein lustiges Tool, um Unsinn auszutauschen und Leute anzufräsen. Allerdings haben wir verglichen mit dem Ausland eine tolle Boulevard-Zeitung, finde ich. Sie ist immerhin einigermassen seriös gemacht.
Gar nichts. Mangels besseren Wissens. Und auch wegen der Leute, die es besser wissen wollen.
Testament. Allerdings verhindert das nicht unbedingt einen Erbstreit. Am einfachsten ist es, wenn man nur Geld und nur zwei Kinder hinterlässt – oder gar keine Kinder.
Eher Bauer. Der kann mehr draussen sein. Bestatter müssen ausserdem wahnsinnig schwer tragen. Ansonsten ist es aber ein sehr spannender Beruf. Ich habe wegen meiner Rolle einige kennengelernt – sehr interessante Menschen, von denen ich viel gelernt habe. Als Schauspieler habe ich hingegen keine Lieblingsfigur. Ich bin so simpel gestrickt, dass ich immer die Figur am besten finde, die ich grad spiele. (lacht)
Weder noch. Beides wird benutzt, um aus einzelnen Anekdoten ein Riesentamtam zu machen. Ich finde: Wenn Frauen auf dem Gendern bestehen, dann machen wir das doch. Wenn sie nicht wollen, dass man ihnen hinterherpfeift, dann lassen wirs doch. Ein wenig Impulskontrolle für Typen, die ihr Testosteron nicht im Griff haben, ist nicht so eine Zumutung. Es gibt aber schon die eine oder andere Rolle, die ich heute nicht mehr spielen würde, weil gewisse Stereotypen irgendwann überholt sind, etwa den Mergim Muzzafer aus Giacobbo-Müller. Winnetou hingegen würde ich spielen, wenn es ein sehr schlaues Drehbuch ist. Das nehm ich mir als Komiker raus.
Züri-West. Ganz simpel nach dem Motto «Da wo man wohnt, fühlt man sich gut.»
Feiern. Intervallfasten mach’ ich zwar ab und zu. Aber lieber feiere ich.
Ich bin ein Migros-Chind. Und ich finde viele Produkte wirklich super, es ist ein sympathischer Grossist. Seit ich nicht mehr rauche, gehe ich höchstens noch für den Campari in den Denner, darauf steh ich.
Meitschibei. Eine Kindheitserinnerung! Meine Mutter dekorierte früher in einem Modehaus, und im Café nebenan bekam ich jeweils ein Meitischibei. Aber heute gibt’s die glaub nicht mehr, der Name ist ja schwierig geworden.
Ich machs nicht so konsequent. Aber wenn, finde ich den Bindestrich am besten, denn, wie mir mein Freund und Schriftsetzer Viktor Giacobbo beigebracht hat: Der Stern sticht auf einer Seite sofort heraus, der Bindestrich ist viel diskreter. Der Doppelpunkt ist ästhetisch auch eine Katastrophe. Wir werden uns daran gewöhnen, aber schön ist es nicht.
Komödie. Dramaturgisch ist der Krimi ein herausforderndes Genre. Die Komödie weckt meine Fantasie schneller.
Bühne. Dort lernt man das Handwerk und kann sich ausprobieren, ohne dass viel Geschirr zerschlagen wird, wenn mal was nicht funktioniert.
Mit Viktor hatte ich eine tolle Zeit. Momentan bin ich auch gern solo unterwegs. Für den Film bin ich mit einem veritablen Zirkus herumgereist. Da benutzte man auch mal die gleichen Etagenduschen. Aber ich bin gern um Menschen herum. Ganz alleine wäre mir zu alleine.
Mainstream. Nur schon, weil er viel breiter ist. Querdenken ist meist ganz einfach wirr.
Jetzt muss ich natürlich Kino sagen. Klar streame ich auch, und Netflix hat nicht nur die Möglichkeiten des Publikums sondern auch der Filmemacher erweitert. Aber im Kino gemeinsam einen Film zu schauen, gemeinsam zu lachen, ist immer noch etwas Tolles. Und wir haben in der Schweiz hervorragende Säle mit super Soundanlagen. Das erreicht man zu Hause einfach nicht.
Grosses. Wenn schon, denn schon.
Schwierig. Die Schweiz muss sich auf die eine oder andere Art in den europäischen Verbund einbinden – auch aus kulturellen und historischen Gründen. Nur ist die EU ein sehr schwieriges Konstrukt.
Netflix! (lacht)
Wenn der Vegiburger gut ist, dann den. Den Beyond-Burger bereiten wir auch hie und da zu Hause zu: Mit etwas Cole Slaw und karamelisierten Zwiebeln unglaublich gut! Damit fällt es leicht, den Fleischkonsum runterschrauben, was ich grundsätzlich eine gute Sache finde.
Lieber direkt, was natürlich nicht immer geht. Diplomatie ist zivilisatorisch schon wichtig, andererseits würde der Schweiz eine gewisse Direktheit guttun. In Deutschland etwa kann man sich – zumindest beruflich – recht direkt sagen, was Sache ist, und danach zusammen ein Bier trinken. In der Schweiz herrscht dann erst mal drei Wochen Funkstille.
Tschugger. Da bin ich vorbelastet, ich war schon immer Fan von David Constantin. Seine Filme haben einen Drive, der mir entspricht. Und unglaublich, was er alles aus Laiendarstellern rausholt. Als man mich für einen Kurzauftritt als Bestatter in einer Tschugger-Folge anfragte, sagte ich sofort zu.
Optimistisch. Klar, wenn ich Zeitung lese oder News gucke, gibt’s dafür keinen Grund. Aber ich bin da vielleicht ein Simpel, denn ich freue mich immer wieder über Neues. In Sachen Fortschritt bleibe ich optimistisch.