Navigation

Wie böse ist die Avocado?

Die Superfrucht mit schlechtem Ruf

Sie gilt als gesund und nährstoffreich, doch mittlerweile steht sie stellvertretend für den Untergang der Welt, verursacht durch unsere Ernährung. Im Anbau benötigt sie viel Wasser und sie kommt fast immer von weit her. Doch wie schlimm ist sie wirklich?

Woher kommt der schlechte Ruf?

2016 erschien in der «Zeit» ein Artikel mit dem Titel «Das Märchen von der guten Avocado». Dieser Text löste eine ganze Lawine weiterer Medienberichte aus. Der Tenor: Die Avocado ist eine Klimasünderin! Der Artikel an sich sei korrekt, sagt Manuel Klarmann von Eaternity – es fehlten aber Vergleichszahlen; in Relation sei es eben nicht so drastisch.

Was sind die Vorteile der Frucht?

Unbestritten sind die Qualitäten der Avocado. Hoher Nährwert, viele Proteine und Vitamine, reich an Ballaststoffen und einfach sowie mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Das wussten schon die Azteken, die die Frucht vor mehr als 10 000 Jahren im guatemaltekisch-mexikanischen Grenzgebiet anbauten – und sie der Form wegen «ahuacatl», auf Deutsch «Hoden», nannten.

Wann haben wir sie entdeckt?

Die Avocado ist eine Trendfrucht, die mit dem vegetarischen und veganen Lifestyle beliebt und beliebter wurde – weltweit und in der Schweiz. Das sind die Zahlen:

  • Im Jahr 2000 wurden 3 700 Tonnen Avocados in die Schweiz importiert.
  • 2010 waren es 6 000 Tonnen.
  • Im Jahr 2021 mehr als 19 000 Tonnen.
  • Die Migros hat im vergangenen Jahr 7 461 Tonnen oder 24 698 532 Avocados importiert.

Die Avocado im Vergleich

  • Klima

    Eaternity hat ein Klimaradar entworfen, der die Umweltbelastung von Nahrungsmitteln aufzeigt (PDF zum Download siehe zuunterst). Die Avocado befindet sich hier im grünen Bereich, sprich: Man kann sie essen. Das Radar zeigt: Wer etwas fürs Klima machen möchte, verzichtet auf tierische Produkte. Ganz drastisch: Drei Rindsfilets pro Jahr haben denselben Impact aufs Klima wie der gesamte Konsum an Früchten und Gemüsen einer Person. Die Avocado ist dann plötzlich nicht mehr so wichtig.

  • Butter

    Avocado statt Butter auf den Toast zu schmieren, ist dreimal besser in Bezug auf Umwelt- und Klimaaspekte. Um einen Drittel des Tagesbedarfs eines Menschen zu decken, entstehen bei Butter 1384 Gramm CO2 versus 457 Gramm CO2 bei der Avocado.

  • Transportwege

    In Bezug auf den Einfluss auf Klima und Umwelt steht die Produktion im Fokus. Der Transport ist vernachlässigbar, solange er nicht mit dem Flugzeug geschieht. Was bei der Avocado kaum der Fall ist. Interessant: Der Schiffstransport ist 20- bis 30-mal effizienter als der Transport auf der Strasse. Avocados aus Übersee sind nicht schlechter fürs Klima als jene aus Spanien oder Portugal, im Gegenteil.

Was ist mit der Wasserknappheit?

Die Avocados in der Migros stammen unter anderem aus Kolumbien, Spanien, Portugal und Chile. Oft kommen diese aus eher trockenen Regionen, dort ist die Gefahr geringer, dass die Pflanzen und Früchte von Pilzen befallen werden. So werden weniger Pestizide eingesetzt. Den Unterschied je nach Region macht das Wassermanagement und der Zugang zum Wasser für die lokale Bevölkerung.

Wir beziehen auch Früchte aus Chile, wo das Thema Wasser ein Problem ist und auch in den Medien darüber berichtet wurde: Wasser wurde dort in den 80er Jahren privatisiert und muss als gehandelte Ressource für teures Geld gekauft werden. Die grossen Anbauflächen für Avocados vergrössern die Nachfrage nach Wasser und treiben so den Preis in die Höhe – so hoch, dass es für manche Menschen kaum mehr erschwinglich ist. Eine neue Verfassung soll diesen Missstand angehen.

Da die Wasserfirmen in den unterschiedlichen Regionen nicht die gleiche Preispolitik und Arbeitspraxis haben, ist vor allem die Region Petorca vom fehlenden Zugang zu Wasser betroffen. Wir kaufen unsere Avocados aus der Region Valparaiso, da ist das Problem weniger ausgeprägt. Aber es bleibt ein Problem, das wir auf dem Radar haben.

Mehr Infos

Podcast «Chrut & Rüebli»

Woher kommen die Avocados der Migros? Was haben die mexikanischen Kartelle mit der Avocado zu tun? Und wo muss Urwald den Avocadoplantagen weichen? Antworten auf diese Fragen finden Sie im Podcast.

Eaternity

Das Lebensmittel-Plakat von Eaternity können Sie hier herunterladen.

18.02.2022

Text: Nicola Brusa

Bilder: Getty Images

Schon gelesen?

Ein Mädchen hält ein Glas mit Basilikum in der Hand

News, Projekte und Geschichten rund um die Nachhaltigkeit

Fruechte-Gemuese-Fortschritte-Page-Linking-480x480

Nachhaltige Früchte und nachhaltiges Gemüse

Klimafreundlich-Einkaufen_Pagelinking_480x480

Klimafreundlich einkaufen

M-Check2-1-Tipps&Tricks-Start-PageLinking-480x480

M-Check: einfach nachhaltig einkaufen

Weiterführende Themen