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GDI veröffentlicht Studie zum Thema Vielfalt

Schweizer Bevölkerung wünscht sich mehr Vielfalt im sozialen Umfeld

Eine Gruppe junger und älterer Menschen diverser Herkunft halten sich lachend in den Armen.

Die Schweiz ist ein vielfältiges Land. Die neue Studie «Gemeinsam verschieden? Die grosse Schweizer Vielfaltsstudie», die das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) im Auftrag des Migros-Kulturprozent durchgeführt hat, zeigt jedoch, dass sich dies in den einzelnen Bekanntenkreisen nicht widerspiegelt. Das Interesse an mehr Vielfalt im sozialen Umfeld ist überwiegend vorhanden, allerdings fehlt es an Begegnungsmöglichkeiten. Die Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass ein durchmischteres Umfeld sie persönlich bereichern würde.

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Medienmitteilung

Vielfalt gehört zur Schweiz: 26 Kantone, vier Landessprachen und eine Vielzahl von Kulturen und Lebensweisen existieren neben- und miteinander. Doch wie vielfältig und durchmischt ist das soziale Umfeldder Menschen in der Schweiz? Um diese Frage zu beantworten, hat das Migros-Kulturprozent das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) mit einer repräsentativen Studie beauftragt. Untersucht wurden die Merkmale, die auf Artikel 8 der Bundesverfassung über Rechtsgleichheit und Nichtdiskriminierung basieren: Herkunft, Geschlecht, Alter, Sprache, soziale Stellung, Lebensform, religiöse, weltanschauliche und politische Überzeugungen sowie körperliche, geistige oder psychische Beeinträchtigungen.

Alter, Bildung und Finanzen: Diese Themen trennen die Bevölkerung

Die Ergebnisse der Befragungen aus allen Landesteilen zeigen wenig Durchmischung und Vielfalt in den Bekanntenkreisen. Menschen mit unterschiedlichem Bildungsstand haben wenig Berührungspunkte: Fast zwei Drittel der Hochgebildeten pflegen wenig oder keine Kontakte zu Menschen mit niedrigem Bildungsniveau. Über drei Viertel der Personen mit wenig Geld haben kaum oder keinen Kontakt zu Vermögenden. Bei den Vermögenden hat weit über die Hälfte keinen oder wenig Kontakt zu Menschen mit wenig Geld. Eine geringe Durchmischung zeigt sich auch beim Alter: Die Hälfte der unter 25-Jährigen hat wenig oder keine Bekannten über 65, umgekehrt ist es ähnlich. Obwohl knapp die Hälfte Kontakte zu anderen Generationen als bereichernd empfindet. Auch in Bezug auf die politische Gesinnung ist die Vielfalt im Bekanntenkreis gering. 50 Prozent haben niemanden oder nur einige wenige, die politisch gegensätzlich orientiert sind, und einige kennen die politische Meinung ihrer Bekannten gar nicht. Die Mehrheit der in der Schweiz lebenden Bevölkerung hat zudem keine Kontakte zu anderen Kulturen.

Schweizer Sprachregionen sind kein Hindernis für gesellschaftliche Durchmischung

Entgegen den gängigen Vorurteilen ist die Divergenz zwischen den Sprachregionen nicht so gross wie oft angenommen. Zwar geben 67 Prozent an, keine oder wenige Personen aus anderen Sprachregionen im Bekanntenkreis zu haben, was auf mangelnde Kontaktmöglichkeiten zurückzuführen ist. Doch besteht durchaus Interesse an mehr Kontakt. Dieser wird, wenn er stattfindet, überwiegend positiv wahrgenommen, insbesondere von Westschweizerinnen und -schweizern im Austausch mit Tessinerinnen und Tessinern.

Der Schweiz fehlt es an Begegnungsmöglichkeiten

Was ist der Grund für den mangelnden Kontakt zwischen den Bevölkerungsgruppen? Weniger als ein Viertel aller befragten Personengruppen gibt hierfür fehlende Gemeinsamkeiten als Grund an. Fast die Hälfte sagt jedoch, dass der ausbleibende Kontakt auf fehlende Begegnungsmöglichkeiten zurückzuführen ist. Im Durchschnitt stimmten 58,2 Prozent der Befragten zu, dass bestimmte Tätigkeiten wie Vereinsmitgliedschaften, Kurse, soziales Engagement, kulturelle Anlässe oder Freizeitaktivitäten den eigenen Bekanntenkreis vielfältiger gestaltet haben.

Die Schweizer Bevölkerung wünscht sich mehr Vielfalt

Menschen, die häufiger mit unterschiedlichen Personengruppen in Kontakt stehen, haben eine positivere Einstellung gegenüber diesen Gruppen. Laut der Befragung sind 56 Prozent der Teilnehmenden zumindest teilweise der Ansicht, dass eine Gemeinschaft grosse Unterschiede, analog zu den erfragten Gruppierungen, aushalten kann. Zudem glauben 69 Prozent, dass vielfältige Perspektiven und Lebenserfahrungen zu besseren Entscheidungen führen. Fast die Hälfte der Befragten hält es für wichtig, Minderheiten politisch zu repräsentieren. Darüber hinaus sind 82 Prozent mindestens teilweise der Meinung, Vielfalt präge das Wesen der Schweiz. Fast zwei Drittel der Befragten sind teilweise der Meinung, dass mehr Vielfalt in den Bekanntenkreisen der in der Schweiz lebenden Bevölkerung guttun würde. Über die Hälfte empfindet die zunehmende Vielfalt der letzten Jahrzehnte als positiv. Schliesslich bemühen sich 68 Prozent der Befragten, sich inklusiv auszudrücken.

Methodik der GDI-Studie «Gemeinsam verschieden? Die grosse Schweizer Vielfaltsstudie»

Für die Studie wurden zunächst acht Fokusgruppen mit unterschiedlichen Bildungsständen, Wohnorten, politischen Orientierungen und Migrationsstatus befragt. In gemischtgeschlechtlichen Fokusgruppen mit vier bis fünf Personen wurden Vielfaltsthemen behandelt. Zwei Gruppen besprachen Bildungsunterschiede, zwei politische Ausrichtungen, zwei Urbanität (Stadt vs. Land), eine Gruppe bestand aus Zugezogenen und eine aus Teilnehmenden aus der Romandie. Erkenntnisse aus diesen Gesprächen sind im gesamten Text als wörtliche Zitate eingebunden. Erkenntnisse aus diesen qualitativen Interviews flossen in eine zweite, quantitative Online-Befragung mit über 3000 repräsentativ ausgewählten Personen aus der deutsch-, der französisch- und der italienischsprachigen Schweiz ein.

Die komplette Studie «Gemeinsam verschieden?

Die grosse Schweizer Vielfaltsstudie» steht für interessierte Medienschaffende ab sofort kostenlos in Deutsch, Französisch und Italienisch unter www.gdi.ch/vielfalt24 zum Download bereit.

Auskünfte an Medienschaffende

Franziska Wiesner, Head of Marketing & Communications, GDI Gottlieb Duttweiler Institute, Rüschlikon, Tel. +41 79 542 00 30, franziska.wiesner@gdi.ch

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