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1960

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Gratistag!

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Um den Kundenandrang gleichmässiger über die Woche zu verteilen, erfindet die Migros 1959 den «Gratistag». Denn in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre sind die gut frequentierten Migros-Filialen mit einem besonderen Problem konfrontiert: Während der Umsatz unter der Woche mässig ist, platzen die Läden an den «Spitzentagen» Freitag und Samstag aus allen Nähten. Deshalb führen die Genossenschaften Zürich, Winterthur und Tessin 1959 den «Gratistag» ein. Mit dieser Aktion soll ein Teil der Einkäufe von Freitag und Samstag auf die anderen Wochentage umgeleitet werden, um damit Spesen und Löhne einzusparen: Jeden Monat wird der umsatzschwächste Tag ermittelt und publiziert. Kunden, die einen Kassenzettel mit diesem Datum vorweisen können, bekommen das Geld für den Einkauf bis zum Betrag von 10 (später 15) Franken zurück. Das Resultat ist erstaunlich: Nach einem Jahr haben sich 10 Prozent der Wochenend-Umsätze verschoben. Dafür hat die Migros 5,2 Millionen Franken an die Kunden zurückbezahlt. Viele Genossenschafter fragen sich, ob die Ausgaben die Einsparungen nicht übersteigen. Ihnen wird erklärt: «Durch die Beschränkung auf die Genossenschafter bleibt das ausbezahlte Geld in der ‹Familie M›. Die Auszahlungen sind deshalb aus Sicht der Genossenschaft keine ‹Spesen›, sondern Zuwendungen an die Mitglieder.» Trotzdem wird der Gratistag nach fünf Jahren abgeschafft, da nicht zu belegen ist, dass er sich für die Migros auszahlt. An seine Stelle tritt die Aktion «Roter Punkt». Mit einem roten Punkt in Inseraten und Filialen wird auf «Tiefstpreisaktionen» hingewiesen, die nur in der ersten Hälfte der Woche gültig sind.