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1946

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Das Strohfeuer von Lausanne

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Obwohl die Gründung der Migros-Genossenschaft Waadt 1945 und damit relativ spät kommt, ist der Widerstand heftig und nimmt teilweise bedrohliche Züge an. So wird Gottlieb Duttweiler nicht nur von der Gazette de Lausanne als «stinkende Fliege» bezeichnet, «die sich auf alles setzt, das nach Bankrott und Fäulnis riecht, um daraus ihr Gift zu ziehen», er erhält auch anonyme Schmäh- und Drohbriefe. Kurz vor Weihnachten 1945 tragen Vertreter der neu gegründeten «Bewegung des Mittelstandes» sogar eine «Gottlieb»-Puppe durch die Stadt, um sie vor dem Denkmal von Major Davel zu verbrennen. Denn genau wie dieser Freiheitskämpfer die Waadtländer von der Herrschaft der Berner zu befreien suchte, so wollen sie ihre Landsleute von der drohenden Tyrannei der Migros befreien. Das Kantonsparlament ist auch nicht untätig und stimmt einer Verfassungsänderung zu, die neu gegründeten oder ausserkantonalen Unternehmen verbietet, in der Waadt Filialen zu eröffnen. Doch es hilft alles nichts: Im November 1946 wird die Änderung der Kantonsverfassung von den Stimmbürgern abgelehnt. Eine Woche später öffnet an der Rue de Mauborget 2 in Lausanne die erste Migros-Filiale im Kanton Waadt.