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1933

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«... denn wir müssen Öl haben!»

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Anfang der 1930er-Jahre plant Gottlieb Duttweiler seine Produktionsbetriebe für Seife, Fett und Öl an einem einzigen Standort zusammenzulegen, um die Produktionskosten zu senken. Er gründet in Basel die Immobiliengesellschaft Gifa AG und kauft eine alte Fabrik neben dem Basler Rheinhafen. Die Gifa errichtet 1934 für 600’000 Franken eine neue Produktionsstätte mit einer Ölmühle zur Verarbeitung von Kopra und Erdnüssen zu Speiseöl und mit Maschinen zur Herstellung von Speisefett, Putz- und Waschmitteln. Doch die Ölmühle kann nicht in Betrieb genommen werden. Zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise hat der Bund nämlich die Einfuhr von Öl und Ölsaaten beschränkt. Die Kontingente wurden aufgrund der Importzahlen von 1931 festgelegt. Doch damals machte die Migros viel weniger Umsatz. Dementsprechend kann Duttweiler nur einen Bruchteil dessen importieren, was er verarbeiten könnte. Er kämpft mit allen Mitteln, schickt Eingaben nach Bern und verlangt Unterredungen. Doch statt der 9000 Tonnen Ölsaaten, die er braucht, werden ihm lächerliche 100 Tonnen bewilligt – für einen einmaligen Test der Produktionsanlagen. Im Sommer 1934 sitzt die Migros sprichwörtlich auf dem Trockenen. Mit Inseraten sucht Duttweiler verzweifelt nach Speiseöl und macht Offerten um «20% über Weltmarktpreis, denn wir müssen Öl haben!» Ausgerechnet sein ärgster Feind, die Unilever, unterbreitet ihm ein Angebot über 100 Tonnen Kokosöl. Mit dem multinationalen Konzern liegt Duttweiler im Streit, seit er selbst Fette produziert. Er ist überzeugt, die Unilever stecke dahinter, dass der Bund ihm die Einfuhrkontingente verweigert. Doch es bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Kokosöl zu kaufen – zu einem Betrag um einen Drittel höher als der Marktpreis. Die Gifa wird auch bei der Neuordnung der Kontingente 1939 nicht berücksichtigt. Dann bricht der Zweite Weltkrieg aus und Duttweiler muss auf den Frieden warten, um die Gifa in Schwung zu bringen