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1928

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«Der Kochfett-Krieg»

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Die erbittertsten und längsten Händel führt Duttweiler, der erklärte «Trust»-Gegner mit Unilever respektive mit der Firma Sais, die Unilever in der Schweiz vertritt: Als er 1929 das Meilener Süssfett lanciert, reagiert Unilever sofort mit «Kampfmassnahmen». Sie verbilligt das Kokosfett Palmin und das Butterfett Palmina und tritt laut Duttweiler eine «wahre Reklamelawine» los. Weil die ausländische Firma mit Nostalgie in «Schwyzerdütsch» wirbt, fragt Duttweiler den «holländisch-englisch-tschechischen Trust» spöttisch: «Weshalb wählen Sie als Sujet für Ihre Reklame eine altmodische, linienlose Dame mit haarnadelgespicktem Kopf anstatt zum Beispiel einen gerissenen Chemiker in weissem Mantel?» 1931 geht Gottlieb Duttweiler zur offenen Provokation über und lanciert das Speisefett Alpha, dessen Name an das bekannte Astra erinnert, welches zum Unilever-Konzern gehört. Als nichts passiert, lanciert er wenige Monate später Nussgalmina. Dieser Name ist Zusammenzug und Verballhornung der beiden Unilever-Produkte Nussgold und Palmina. Das geht Unilever dann doch zu weit: Sais verlangt die Löschung von Nussgalmina aus dem Markenregister. Duttweiler hat sein Ziel endlich erreicht: einen Prozess, der seinen Anliegen Öffentlichkeit verschafft. Als er vor dem Handelsgericht verliert, zieht er seine Gegenklage ans Bundesgericht weiter. Auch hier erhält er eine Abfuhr, denn die Richter erkennen eine «täuschende Ähnlichkeit» zwischen den Produktenamen und sind überzeugt, er habe es «ganz offensichtlich» auf eine Verwechslung der beiden Marken angelegt. Duttweiler ändert den Namen in Santa Sabina. Sein Kampfeswille jedoch ist ungebrochen: «Katzenjammer, ja, aber aufhören, nein, nochmals nein.» Tatsächlich wird er bis 1954 fast ein halbes Dutzend weitere Prozesse gegen Unilever führen, denn es sei «Pflicht und Schicksal» der Migros, «ein Gegengewicht zur Gewaltpolitik des Öltrusts zu bilden».