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Richte bitte individuelle Anfragen zur Geschichte der Migros an das Historische Firmenarchiv des Migros-Genossenschafts-Bundes.
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Mit der Einführung der Selbstbedienungsläden sieht sich die Migros mit einem neuen Phänomen konfrontiert: dem Ladendiebstahl. Mit «geeigneten Massnahmen» versucht man das Problem in den Griff zu bekommen. Nebst dem Einsatz von Spiegeln setzt die Migros vor allem auf die Aufforderung an das Publikum zur gegenseitigen Kontrolle. Rund tausend Delikte sind dank Kunden aufgeklärt worden. Lange Zeit bleibt der Ladendiebstahl juristisch ungeklärt. Erst 1964 entscheidet das Bundesgericht, dass es sich dabei nicht um Veruntreuung, sondern um ein härter zu bestrafendes Vergehen handelt. 1971 veranstaltet das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) eine Tagung zum Thema Ladendiebstahl mit Psychologen, Politikern und dem Chef der Zürcher Kriminalpolizei, der Herr über ein Polizeiregister von 21’000 Ladendieben ist. Die Bestandesaufnahme ist ernüchternd: Während Anzahl Diebstähle und Wert der gestohlenen Ware zunehmen, erreicht die Dunkelziffer 95 Prozent. Das «Manko» beträgt 0,5 bis 2 Prozent. Die Hitparade der gestohlenen Artikel: Frischfleisch, Schokolade, Damenwäsche, Butter, Käse, Kinderkleider, Portemonnaies, Strümpfe und Schreibmaterialien. Die Psychiater machen an der Tagung vor allem die «heutigen Werbe- und Verkaufsmethoden» dafür verantwortlich, die eine «permanente Verführung labiler Mitmenschen» darstellten, bei denen «die Barriere der Vernunft, Moral oder eben des Gewissens oft nicht spiele». Die Politiker fordern, dass die Erziehung den Kindern «das Unstatthafte auch kleinerer Diebereien zum Bewusstsein bringt», und verlangen eine klare Regelung im Strafgesetz.