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Richte bitte individuelle Anfragen zur Geschichte der Migros an das Historische Firmenarchiv des Migros-Genossenschafts-Bundes.
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Da die meisten Lieferanten die Migros AG boykottieren, ist Gottlieb Duttweiler gezwungen, selbst in die Produktion einzusteigen. So lanciert er im November 1931 als erstes Eigenprodukt das Waschmittel Ohä. Der Name ist ein Kürzel für «Ohne Hänkel» und damit ein unmissverständlicher Seitenhieb auf das marktführende Waschmittel Persil der deutschen Firma Henkel. Im Unterschied zu Persil, das 1 Franken kostet, gibt es Ohä für 50 Rappen. Die Lancierung des Waschmittels ist der Auftakt zu einem jahrelangen Feldzug Duttweilers gegen die seiner Meinung nach überteuerten Markenprodukte: «Liebes Persil, es weht Frühlingsluft», stichelt er, «denn die Schweizer wollen die Phantasiepreise wegen der bösen Migros nicht mehr zahlen. Die gute alte Zeit des blossen Marken-Anbetens sei durch die zerstörend wirkende Aufklärung leider vorbei». Die «verehrten Hausfrauen» bittet er um «Solidarität». Gottlieb Duttweiler weiss genau, dass er wegen seiner – wie er selbst zugibt – «etwas lauten Sprache» Händel riskiert. Tatsächlich verklagt ihn Henkel beim Handelsgericht St. Gallen. Als die Ohä-Packung per Gerichtsurteil verboten wird, überklebt er die Worte «Hänkel» und «Persil» mit einem Feigenblatt. Doch auch dagegen klagt Henkel – dieses Mal in Zürich – und fordert jetzt sogar eine Genugtuung von 10’000 Franken wegen Verletzung der Markenrechte und unlauteren Wettbewerbs. Das Handelsgericht zwingt Duttweiler, die Verpackung noch einmal abzuändern, aber darüber hinaus erteilt es Henkel eine Abfuhr. Beide Seiten legen Berufung beim Bundesgericht ein, und Duttweiler verkündet in Anbetracht des rasant steigenden Absatzes von Ohä: «Solange die Käufer so zusammenstehen, kann der Migros nichts geschehen.» Das Bundesgericht verbietet es Duttweiler, die Namen Henkel und Persil in seiner Werbung zu erwähnen, und verknurrt ihn zu 500 Franken Schadenersatz. Dieser Betrag ist geradezu lächerlich verglichen mit der schweizweiten Publizität und den vielen Sympathien, die der Prozess ihm eingebracht hat. Ohä behält seinen Namen bis 1949, erst dann wird es in Linda maximal umbenannt.