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1948

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Ein neuer Impuls

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Das Prinzip der Selbstbedienung, das die Migros ab 1948 einführt, verändert das Käuferverhalten grundlegend: «Wenn ein Kunde an offen ausgestellter Ware vorbeigeht, wird er jedes Mal, wenn sein Blick auf einen bestimmten Artikel fällt, zu einer Entscheidung gezwungen: Soll er kaufen, oder nicht?», beschreibt ein zeitgenössischer Text die neue Situation des Kunden. Es schlägt die Stunde der «Marktforscher», wie die Marketingfachleute genannt werden. Sie müssen herausfinden, mit welchen Mitteln man die Umsätze steigern kann. In der Migros stellen sie dreibeinige Warenkörbe in die Nähe der Kasse, gehen aber bald dazu über, Drahtkörbe «direkt an der Kasse» zu befestigen. So kommen die Waren ins Blickfeld des wartenden Kunden zu liegen. Die Körbe gibt es bald in allen erdenklichen Ausführungen, mal sind sie tiefer und mal höher gehängt, mit Esswaren gefüllt oder mit Non-Food-Artikeln, doch nie mit Produkten, die teuer sind. Es zeigt sich schnell, dass dieses System den «Kaufreiz» klar erhöht und dass sich Kinderartikel und Aktionen besonders gut verkaufen lassen. Fällt der Kunde vor der Kasse einen Verkaufsentscheid, so reden die Fachleute bereits Anfang der 50er-Jahre von einem «Impulskauf». Das System erweist sich als derart erfolgreich, dass die Migros 1955 dazu übergeht, die Kassen «zu eigentlichen Verkaufsgestellen» auszubauen. Im Fachjargon der Marktforscher heisst die so ausgebaute Kasse deshalb «Impulskorpus».