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Richte bitte individuelle Anfragen zur Geschichte der Migros an das Historische Firmenarchiv des Migros-Genossenschafts-Bundes.
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Im Kampf gegen lange Wartezeiten experimentiert die Migros in den 60er-Jahren mit «Selbsttipp»-Kassen, an denen die Kunden ihre Einkäufe selber eintippen. Mit der Einführung der Selbstbedienung hat die Migros zwar gehofft, sie könne das Problem der langen Wartezeiten am Tresen aus der Welt schaffen. Doch das stellt sich schnell als Irrtum heraus. In den gutgehenden Filialen und während der Stosszeiten bilden sich nach wie vor lange Warteschlangen vor den Kassen. 1965 startet die Migros deshalb ein europaweit beachtetes Experiment: einen «Selbsttipp»-Versuch. In der Migros-Filiale in Zürich-Wollishofen werden 14 Kassen bereitgestellt, an denen der Kunde seine Einkäufe selber eintippt. Erst dann begibt er sich an die Endkasse, wo die Kassiererin den Gesamtbetrag einkassiert. Ende Jahr erfassen bereits zwei Drittel der Kunden ihren Einkauf selber. Die Kehrseite des Experimentes sind die «Inventardifferenzen». Sie sind so bedeutend, dass «stichprobenweise Kontrollen» eingeführt werden. Obwohl der Verdacht auf Diebstahl naheliegt, meint die Migros vorsichtig, es sei unklar, ob die Differenzen «auf Unehrlichkeit, auf unsorgfältiges Tippen oder auf andere Faktoren zurückzuführen» seien. Neu eingeführte Kontrollen hätten jedoch eine «positive Auswirkung» gezeigt. Im nächsten Jahr führt die Migros eine «ständige Überwachung» ein und konstatiert erstmals «auch Nachteile» bei diesem sonst so «bestechenden» System. Nach vier Jahren wird der Versuch stillschweigend abgebrochen. Erst 2011 wird die Idee des Selbsttippens wieder aufgenommen.