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1932

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Die grosse Werbeschlacht

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Jahrelang zieht Gottlieb Duttweiler gegen die seiner Meinung nach überteuerten Markenartikeln ins Feld. Sein Kampf beginnt 1931, als er mit dem ersten Eigenprodukt der Migros AG, dem Waschmittel Ohä, den Marktführer Persil der deutschen Firma Henkel herausfordert. Der Streit endet vor Bundesgericht, wo Duttweiler zu lächerlichen 500 Franken Schadenersatz verurteilt wird. Wichtiger als die juristische Auseinandersetzung ist jedoch die Werbeschlacht, dank der Henkel und die Migros AG die Konsumentinnen für ihr Produkt gewinnen wollen. Dem multinationalen Konzern stehen dabei ungleich mehr Mittel zur Verfügung. Duttweiler kämpft dafür mit mehr Aggressivität und Findigkeit um Herz und Hirn der Hausfrau und benutzt als billige Werbeträger die Migros-Verkaufswagen. Als Henkel vor Gericht klagt, die Packung von Ohä sei der von Persil zum Verwechseln ähnlich, fragt der Migros-Gründer in einem Flugblatt: «Was sagen Sie, verehrte Hausfrau, zu dieser Einschätzung Ihres Urteilsvermögens?» In zahlreichen Zuschriften machen diese ihrem Ärger über die Arroganz von Henkel Luft. Eine Berner Hausfrau schreibt: «Da ich nun schon zum dritten Mal Ihr Ohä bei der Wäsche gebrauche, muss ich Ihnen mitteilen, dass ich sehr zufrieden bin damit. Dass man aber die Packung mit der Persilpackung verwechseln könne, das glaubt wohl nur ein Farbenblinder.» Henkel reagiert auf den Angriff von Ohä mit einem Preisabschlag und richtet seine ganze Werbung auf den Streit mit der neuen Konkurrenz aus. Auf einem Plakat beteuert eine glückliche Hausfrau in deutlicher Anspielung auf Ohä: «... ich bleib’ dabei!» Mit Hochglanz-Broschüren, Hausfrauen-Nachmittagen, mit Verslein in Inseraten geht Henkel jahrelang gegen die Migros vor – und unterstreicht damit faktisch, was Duttweiler 1945 im Brückenbauer anmahnt: «Diese teure Propaganda muss bezahlt werden, und zwar durch die liebe Hausfrau, die auf den Markenpreis hereinfällt.»