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1963

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«Schweizer, hüte dich am Morgarten!»

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Nachdem der «Milchkrieg» in Zürich und in Basel beigelegt ist, bricht er im Herbst 1962 in Schaffhausen aus. Das Muster ist immer dasselbe, wenn auch mit regionalen Besonderheiten: Die Migros ersucht die kantonalen Behörden um die Bewilligung, Pastmilch zu verkaufen. Weil das Gesuch verschleppt wird, nimmt die Migros den Verkauf ohne Bewilligung auf und bezieht die Milch rechtswidrig von der Genossenschaft Zürich, die eine grosse Pastmilch-Anlage besitzt. Wie sein Basler Kollege wird jetzt auch Franz Schmid, der Direktor der Genossenschaft Schaffhausen, gebüsst. Und wie sein Kollege weigert er sich, den Milchverkauf einzustellen. Eines Morgens im Januar 1963 steht deshalb die Polizei im Migros-Markt Schaffhausen, beschlagnahmt die Milch vom Vortag und liefert sie bei der Heilsarmee und einem Altersheim ab. Kurze Zeit später ertönt durch die Lautsprecher die Ankündigung, im Parterre werde Gratis-Pastmilch verteilt. Schmid verschenkt die frisch eingetroffene Tageslieferung und hat eine Urne für freiwillige Spenden aufstellen lassen. Von einer Eierkiste herab erklärt Schmid, er sei «der berüchtigte Angeklagte» im Schaffhauser Milchkrieg, und bedankt sich bei den Kundinnen für die «treue Unterstützung» in seinem Kampf: «Man meint, wir werden mit der Zeit müde und geben den Kampf auf. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir nicht müde werden.» Schmid braucht noch einen langen Atem, denn es dauert nochmals zwei Jahre, bis der Pastmilch-Verkauf schweizweit freigegeben wird.