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1947

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Spanische Nelken

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Nelken sind bei den Migros-Kundinnen so beliebt, dass es immer wieder zu Lieferengpässen kommt. Vor allem wenn im Winter die Freilandnelken in Italien und Spanien erfrieren, fehlt es oft an Nachschub. Hier schafft die Migros 1961 Abhilfe, indem sie, zusammen mit einem ihrer spanischen Lieferanten, die Firma Florispania gründet. In Mataró, nördlich von Barcelona, besitzt das Unternehmen mit 80’000 m² die grösste «Blumenfarm» der spanischen Riviera. Hier errichtet sie Treibhäuser für die Blumenzucht. Die Anlage ist topmodern und verfügt auch über Personalhäuser und einen Kinderhort. Zum grossen Stolz der Migros wird sie schon bald vom katalanischen Landwirtschaftsministerium als Musterbetrieb mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Angepflanzt wird in Mataró nur eine einzige Sorte, die amerikanische Sim-Nelke. Das birgt gewisse Risiken, über die ein Spezialist wacht. Er kontrolliert die «Sterilisierung des Bodens durch Dampf» und stellt sicher, dass die Stecklinge «virusfrei» sind. Um die Schnittblumen möglichst lange frisch zu halten, erfindet die Migros ein neues Verfahren: Ein Polyäthylen-Beutel wird mit einem Gemisch aus Stickstoff, Kohlendioxid und Sauerstoff gefüllt und verschweisst. In den kältesten Monaten erfolgt der Transport in die Schweiz per Flugzeug, ansonsten «per Bahnexpress». Die Migros bezeichnet ihr Engagement in Spanien 1969 als «Experiment» und «interessante Möglichkeit praktischer Entwicklungshilfe». 14 Jahre später verkauft die Migros Florispania, eine Begründung des Entscheids ist heute nicht mehr auffindbar.