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1954

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«Vor der Suppe gerettet»

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«Eine Osterfreude für die kleinen (und grossen) Tierfreunde: Lebende Schildkröten», kündigt der Brückenbauer im April 1954 an. Diese Verkaufsaktion ist einmalig in der Geschichte der Migros, denn in den Zürcher Filialen kommen mehrere tausend Landschildkröten aus dem Mittelmeerraum zum Verkauf. Die kleinen für 3 Franken, die grossen für 5 Franken. Dazu gibt es ein «Merkblatt», dessen Studium der Brückenbauer den neuen Besitzern wärmstens empfiehlt. Schliesslich hat man die Tiere nicht «vor der Suppe gerettet», um ihnen in der Schweiz eine freudlose Existenz zu bieten. Aus Gründen der Hygiene werden die «Gemüts-Athletchen», wie der Brückenbauer sie nennt, nicht in, sondern vor den Filialen verkauft. Der Andrang ist riesig. Auch Paul Bühlmann drängelt sich bis zum Stand, und als er die Schildkröten sieht, ist für ihn klar, er will «unbedingt» eine, und zwar eine grosse. Der Verkäufer verspricht ihm, ein Tier zu reservieren, und Paul pedalt blitzschnell nach Hause, um seine Mutter wegen eines «Extra-Batzens» zu bestürmen. Fast sechzig Jahre später erinnert er sich: «5 Franken bedeuteten damals noch was, gerade für einen Zwölfjährigen. Ich weiss nicht, wie ich das geschafft habe, aber meine Mutter zeigte sich gnädig.» Überglücklich tauft Paul seine Eroberung «Hänsu». Er bleibt bei diesem Namen, obwohl Hänsu zu seiner grossen Überraschung eines Tages – Eier legt.