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1949

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Kalte Versuchungen

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Im Sommer 1950 laufen in den Fabrikräumen in Meilen die neuen Maschinen heiss. Zum ersten Mal wird hier Eiscrème produziert, in Räumlichkeiten, die sich die Migros-Betriebe Midor AG und Jowa AG teilen. Die Produktion ist eine logistische Herausforderung: Damit die Eiscrème den Transport bis in die Filialen unbeschadet übersteht, braucht es Kühlwagen für Bahn und Strasse. Zudem müssen die Läden mit Tiefkühltruhen ausgerüstet sein, und die Ware muss schnell und fachgerecht umgepackt werden. Im Sommer 1951 lanciert die Migros nach den «Glacé-Stängeli» die Familienpackungen zu «½ kg Rahm-Ice-Cream». Doch hier stellt sich das Problem, dass nur in jedem zehnten Schweizer Haushalt ein Kühlschrank steht. Also müssen die Hausfrauen überzeugt werden, dass es auch ohne Kühlschrank geht. Deshalb erklärt die Migros-Werbung: «Sie können also, wenn Sie den Eiscrème-Block zwischen 11 und 12 Uhr kaufen, nach dem Mittagessen zum Vergnügen der Familie ein herrliches Dessert servieren.» Die Kampagne gelingt: Die Haushaltspackung wird zum «sensationellen Erfolg» und lässt den Glace-Absatz um 60 Prozent ansteigen. Schwieriger ist es, den Schweizern beizubringen, dass Glace das ganze Jahr über konsumiert werden kann. Trotz entsprechender Werbung hinkt der Pro-Kopf-Konsum weit hinter dem der angelsächsischen Länder hinterher. Die Migros beschliesst deshalb Mitte der 60er-Jahre die «Neugestaltung» des Sortiments – und bewirbt die Glacetorte zusammen mit der Tiefkühltruhe.