Und wie steht es um den klassischen Detailhandel?
Auch hier ist Wachstum weiterhin möglich. In Bereichen wie dem schnellen und einfachen Einkaufen und Essen – der Convenience – mit Bio-Produkten und im Discountgeschäft mit Denner haben wir 2019 deutlich zugelegt. Da werden wir weiter investieren und wachsen, weil sich die Kundenbedürfnisse stark in diese Richtung bewegen.
Apropos Discount: Ausländische Mitbewerber gewinnen in der Schweiz kontinuierlich an Marktanteilen. Wie begegnet die Migros dieser Herausforderung?
Mit Denner haben wir in der Migros-Gruppe den beliebtesten und grössten Discounter der Schweiz. Denner ist 2019 erneut gewachsen, steht also hoch in der Gunst der Kundinnen und Kunden. Was die Migros-Supermärkte anbelangt, so haben wir im vergangenen Jahr über das ganze Sortiment in Qualitätsverbesserungen und Preissenkungen der 1500 beliebtesten Produkte investiert.
Wird die Migros bald selbst zum Discounter?
Nein. Die Breite unseres Sortiments, unsere Eigenmarken, aber auch der Kundenservice und die Kompetenz in unseren Fachmärkten wird uns immer deutlich von einem Discounter unterscheiden. Die Migros will nicht die billigste Anbieterin sein, sondern den Menschen das beste Sortiment, einfach und bequem zu fairen Preisen bieten. Genau deshalb ist uns die hohe Qualität unserer Eigenmarken seit jeher wichtig.
Die Migros ist kürzlich wieder als nachhaltigste Detailhändlerin der Welt ausgezeichnet worden. Alles richtig gemacht?
Die Auszeichnung freut uns und zeigt sicher, dass wir vieles richtig machen. Wir dürfen uns jedoch nicht in Auszeichnungen sonnen. Unsere Kundschaft erwartet nachhaltiges Engagement. Die Migros erwirtschaftet inzwischen jeden fünften Franken mit Produkten mit ökologischem oder sozialem Mehrwert. 2019 haben wir erstmals biologische Lebensmittel im Wert von über einer Milliarde Franken verkauft. Das sind erfreuliche Entwicklungen, für uns aber kein Grund, uns auszuruhen. Unsere Fachleute erarbeiten laufend neue Massnahmen, um das Angebot der Migros noch nachhaltiger zu gestalten.
Die Migros hat sich im vergangenen Jahr von mehreren Tochterunternehmen getrennt, darunter auch Globus. Sind weitere Verkäufe geplant?
Aktuell sind keine weiteren Verkäufe vorgesehen. Aber selbstverständlich müssen wir immer schauen, was in der aktuellen Situation zur Ausrichtung der Migros passt und was nicht. Für die betroffenen Unternehmen besteht ausserhalb der Migros die Chance auf eine erfolgreichere Zukunft. Dank der Verkäufe können wir gezielter dort investieren, wo dies unseren Kundinnen und Kunden besser zugutekommt. Das bedeutet konkret, wir vereinfachen den Einkauf sowohl stationär als auch online und wollen beide Einkaufswelten zunehmend nahtlos verbinden.
Die Migros engagiert sich stark für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Schweiz. Wird dies trotz Corona-Krise weiter möglich sein?
Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viele gute Projekte die Migros freiwillig unterstützen und fördern kann. Allein mit dem Kulturprozent stellten wir 2019 insgesamt 118 Millionen Franken für Bildung, Kultur, Freizeit und gesellschaftliche Engagements zur Verfügung. Selber besuche ich viele Konzerte und Veranstaltungen des Kulturprozentes. Leider fallen die Konzerte und Anlässe, die vom Migros-Kulturprozent unterstützt oder organisiert werden, nun vorläufig aus. Das ist für Kulturschaffende und Kulturbetriebe eine sehr schwierige Situation. Wir bleiben auch in dieser Zeit ein verlässlicher Partner und stehen zu den verabredeten Engagements, denn wir wissen, wie wichtig die Unterstützung des Migros-Kulturprozent und des Förderfonds Engagement Migros gerade während einer solchen Krise ist.
Trotz der Krise: Worauf freuen Sie sich dieses Jahr?
Ich hoffe sehr, dass alle Menschen, die Schweiz als Land, aber auch die Migros als Unternehmen so gut wie möglich durch die Corona-Krise kommen und freue mich, wenn sich das Leben anschliessend möglichst schnell wieder normalisiert. Ich erwarte, dass die kommenden Monate für uns alle sehr anspruchsvoll bleiben werden. Wir setzen alles daran, dass wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Angehörigen und Familien, unsere Kundinnen und Kunden, die Bevölkerung der Schweiz, weiterhin unterstützen und damit gemeinsam diese Extremsituation möglichst gut meistern können.