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Mira Song, Leiterin Gesellschaft und Kultur Migros, sitzt lachend auf einer Malerleiter

Migros-Engagement

Wer ist die Frau hinter dem Kulturprozent?

Mira Song verantwortet als Leiterin Gesellschaft und Kultur der Migros ein Millionenbudget. Wir haben sie gefragt, wie sie das Geld einsetzt und was für sie Zusammenhalt bedeutet.

Text
Katja Fischer De Santi
Bild
Lucas Ziegler
Datum
Format
Was wir tun, Interview

Mira Song, gibt es eine besondere Erinnerung, die Sie mit der Migros verbinden?

Als Kind wollte ich immer Migros-Kassiererin werden, weil ich es spannend fand, das Wechselgeld im Kopf auszurechnen. Aber viel schicksalhafter ist, dass sich meine ­Eltern in der Migros kennengelernt haben. Meine Mutter war in der Migros-Genossenschaft Zürich unter anderem für Führungen zuständig und mein Vater hat als Stadtführer Reisegruppen eben dorthin begleitet. So kam es zu ihrem ersten Treffen.


Seit Herbst 2024 sind Sie Leiterin der ­Direktion für Gesellschaft und Kultur beim Migros-Genossenschafts-Bund. Was prädestiniert Sie für diesen Job?

So direkt eigentlich wenig (lacht). Ich habe Biochemie an der ETH studiert, wollte Wissenschaftlerin werden. Noch vor Studien­abschluss habe ich realisiert, dass ich im Labor den Kontakt zu den Menschen verliere. Und wie das Leben dann so spielt, kam ich durch ein Hochschulprogramm zur Credit Suisse und konnte dort an der Expo.02 mitarbeiten. Bei der Bank blieb ich anschliessend über 20 Jahre im Sponsoring tätig. Bevor ich 2023 zum Migros-Genossenschafts-Bund kam, als Leiterin Kultur.


Können Sie in einem Satz sagen, was Sie besonders gut können?

Meine Familie würde sagen, niemand in ­deinem Alter rennt so schnell auf den Zug wie du. Ernsthaft: Ich kann sehr gut Menschen und Ideen vernetzen.


Stehenbleiben ist keine Option für Sie?

Nein, Bewegung ist Leben. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen, die auch etwas bewegen wollen, und zwar zum Guten. Das ist meine Motivation.


Ihre Direktion verfügt über ein Budget in zweistelliger Millionenhöhe, um kulturelle und gesellschaftliche Projekte zu fördern. Ein Traumjob?

Es ist ein Privileg, sich für gesellschaftliche und kulturelle Themen einsetzen zu dürfen. Gleichzeitig ist es auch eine Herausforderung, weil es sehr effizient und oft pragmatisch ablaufen muss, wie in einem KMU.


Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?

Das Typische ist, dass es keinen typischen Arbeitstag gibt (lacht). Ich bin meistens in vielen Sitzungen und Calls mit meinen ­Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Teams. Die Themenvielfalt ist sehr gross – von strategischen, inhaltlichen Fragestellungen mit der Co-Leitung des Migros- Museums, über die Auswahl von Förder­projekten für den Migros-Pionierfonds bis hin zu Personellem, IT und Finanzen.


Wo und wie tanken Sie Energie?

Gerne in der Natur beim Wandern und ­Reisen mit der Familie, bei kulturellen Anlässen und manchmal einfach zu Hause auf dem Sofa lesend.

Meine Eltern haben sich in der Migros kennengelernt. Ich bin also ein richtiges Migros-Kind.

Mira Song, Leiterin Gesellschaft und Kultur des Migros-Genossenschaftsbundes.

Aktuell durchläuft die Migros eine Phase des Umbruchs. Stehen auch das Kulturprozent und seine Ausrichtung auf dem Prüfstand?

Das gesellschaftliche Engagement ist mit dem Kulturprozent in der DNA der ­Migros seit 1957 fest verankert. Es ist in den Statuten geregelt, dass ein Prozentsatz des Umsatzes der Migros für soziale, kulturelle und wirtschaftspolitische Zwecke eingesetzt wird.


Ihre Direktion verantwortet bekannte Formate wie m4music, das Tanzfestival Steps, die Migros-Kulturprozent-Classics, stehen hier Änderungen bevor?

Wir überprüfen jedes Format regelmässig. Dort, wo andere Player oder die öffentliche Hand präsent sind, müssen wir nicht zwingend bleiben. Veränderungen wird es immer wieder geben, aber es ist eher eine Kurskorrektur als eine Neuausrichtung.


Kritische Stimmen sagen, die kulturellen Angebote und Projekte der Migros seien zu «nischig» und sprechen nur ein kleines Publikum an. Was entgegnen Sie?

Wir schliessen mit unserer Förderung oft eine Lücke und schaffen Zugänge und Sichtbarkeit. Die Migros-Kulturprozent-Classics zum Beispiel demokratisieren klassische Musik schon seit 1948 mit günstigen Ticketpreisen. Im Sozialen bieten wir den Menschen unkomplizierte Angebote mit Tischrunden für Senioren, Erzählcafés oder indem wir das freiwillige Engagement stärken. Gleichzeitig unterstützen die Genossenschaften mit ihrem Kulturprozent niederschwellige Angebote in den Regionen, wie die Plauderkassen oder den Sommernachtsball im Hauptbahnhof Zürich.


Der Migros-Pionierfonds unterstützt Start-ups und Projekte in ihrer Anfangsphase, nach welchen Kriterien werden diese ausgewählt?

Das Ziel des Migros-Pionierfonds ist es, die Lebensqualität in der Schweiz zu sichern – durch Innovation. Unsere Projekte müssen also eine erfolgversprechende Antwort auf ein dringliches gesellschaftliches Problem, wie die Energiekrise oder den Fachkräftemangel, liefern. Und sie müssen das Potenzial haben, sich auf dem Markt zu behaupten.


Auf der Website steht, dass sich das Kulturprozent für den Zusammenhalt in der Gesellschaft engagiert. Das ist ein etwas schwammiger Begriff.

Ich verstehe unseren Auftrag so, dass wenn wir möglichst vielen Menschen Zugänge ­ermöglichen zu Bildung, Kultur, Freizeitangeboten und Gemeinschaften, wir damit die Gesellschaft als Ganzes und ihren Zusammenhalt stärken.


Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Oft sind es kleine lokale Initiativen, die dort ansetzen, wo ein konkreter Bedarf besteht: Gemeinschaftsgärten, Quartiertreffs, Sprachcafés, gemeinsame Koch- oder Kinoabende. Ermöglicht und getragen wird das häufig von vielen freiwillig Engagierten. Dieses Engagement anzuerkennen und zu unterstützen, ist uns wichtig.


Zum Abschluss noch eine Frage, die einfach dazugehört: Welches ist Ihr Migros-Lieblingsprodukt?

Der Migros-Papiersack! Praktisch, kultig – und natürlich bin ich Fan der Künstler­Innen-Tragtasche.

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